Die Weihnachtszeit ist nicht nur eine Zeit des Zusammenseins, sondern auch der Nostalgie – und was ist nostalgischer als der Duft frisch gebackener Plätzchen? Vintage-Kekse, die sich meist auf Rezepte aus den 1930er- bis 1950er-Jahren stützen, haben in den letzten Jahren wieder an Beliebtheit gewonnen. Ob Vanillekipferl, Butterplätzchen oder gefüllte Spitzbuben – diese Kekse wecken Erinnerungen an die Zeit, in der Oma noch in ihrer Küche stand und die perfekten Kekse aus alten Rezepten zauberte. In diesem Artikel beleuchten wir die Welt der traditionellen Kekse, ihre Ursprünge, ihre Zutaten und ihre Zubereitungsmethoden, basierend auf Rezepten und Hintergrundinformationen aus historischen Quellen.
Einführung in die Welt der Vintage-Kekse
Vintage-Kekse beziehen sich in diesem Kontext nicht auf ein bestimmtes Gebäck, sondern auf eine Gruppe von traditionellen Rezepten, die meistens in Familien weitergegeben wurden oder aus der Zeit um 1930 stammen. Sie sind einfach in der Zubereitung, enthalten oft nur wenige, aber hochwertige Zutaten und sind ideal für Weihnachtsfeiern, Kaffeetafeln oder gemütliche Nachmittage. Diese Kekse sind nicht nur lecker, sondern tragen auch die Esskultur vergangener Jahrzehnte in sich – und das macht sie heute wieder so besonders.
Die Rezepte, auf die in diesem Artikel zurückgegriffen wird, stammen aus verschiedenen Quellen, die historische Backrezepte dokumentieren. Sie zeigen, dass Kekse damals nicht nur funktionale, sondern auch künstlerische Elemente beinhalteten – ob durch kunstvolle Ausstechformen oder durch die Verwendung von Marmelade oder Schokolade als Füllung.
Traditionelle Rezepte aus Omas Keksdose
Ischler Taler
Ein Klassiker aus dem nördlichen Österreich, die Ischler Taler, sind Doppeldecker-Kekse, die mit Nüssen im Teig gebacken werden. Nach dem Backen werden die Kekse in der Mitte mit Ribiselmarmelade bestrichen und dann zusammengeklebt. Der Name „Taler“ stammt vermutlich von der runden Form, die dem Aussehen von Münzen ähnelt. Der Keks ist ein typisches Beispiel dafür, wie kreative Backkunst in der Vergangenheit entstand – mit einfachen Zutaten, aber großer Liebe.
Wiener Spitzbuben
Die Wiener Spitzbuben sind eine Variante der Linzeraugen, gefüllt mit Marmelade. Der Teig besteht aus Butter, Zucker, Eiern, Vanille und Mehl. Die Kekse werden in Herzform ausgestochen, mit Marmelade gefüllt, zusammengeklebt und mit Puderzucker bestäubt. Sie sind besonders in Wien verbreitet und gelten als Weihnachtsklassiker.
Waldviertler Mohnstangerl
Mohn hat in der Weihnachtsbäckerei eine besondere Stellung, und die Waldviertler Mohnstangerl sind dafür ein gutes Beispiel. Sie bestehen aus Mürbeteig mit Mohn und werden mit Powidl (eine Art Kirschenmarmelade) veredelt. Zwei Kekse werden mit Powidl bestrichen und zusammengeklebt. Der Name „Stangerl“ deutet auf die Stangenform hin, weshalb sie auch als Mohnstangen bezeichnet werden.
Springerle
Die Springerle sind nicht nur lecker, sondern auch künstlerisch. Der Teig wird in eine Form gepresst, die ein Motiv darstellt – oft Blüten oder Blätter – und dann aufgebacken. Der Name „Springerle“ kommt von dem Geräusch, das entsteht, wenn das Gebäck beim Backen „springt“. Sie sind besonders in Süddeutschland und Österreich verbreitet und oft als Weihnachtsgeschenk oder zur Dekoration verwendet.
Dotterbusserl
Ein typischer Kärntner Keks sind die Dotterbusserl, bei denen Eigelb in den Teig eingearbeitet wird. Nach dem Backen werden sie in Schokolade getunkt und manchmal mit Haselnüssen oder kandierten Früchten verziert. Sie haben eine goldbraune Farbe und einen feinen, buttrigen Geschmack.
Windbäckerei
Die Windbäckerei ist ein weiteres Beispiel für kreatives Backen. Die Kekse werden in der Form von Wellen oder Spiralen geformt und haben eine leichte, luftige Textur. Sie sind oft als Weihnachtsdekoration genutzt und tragen den Namen „Windbäckerei“, weil sie sich wie der Wind winden.
Nostalgie auf dem Teller: Klassische Keksrezepte aus den 1930er-Jahren
Zitronenfalter
Ein Rezept aus den 1930er-Jahren ist der Zitronenfalter, der sich durch seine leichte Zitronenaromatik und die feine, mürbe Textur auszeichnet. Der Teig wird aus Butter, Zucker, Ei, Mehl und Zitronensaft hergestellt, und nach dem Backen wird ein Zuckerguss aus Puderzucker und Zitronensaft darauf gegeben. Die Kekse werden in Form von Schmetterlingen ausgestochen, daher der Name „Falter“.
Husaren-Krapferl
Ein weiteres Rezept aus dieser Zeit sind die Husaren-Krapferl. Sie bestehen aus Haselnüssen im Teig und sind mit roter Marmelade gefüllt. Der Name „Krapferl“ ist ein Dialektbegriff für Keks oder Gebäck, und die Haselnüsse verleihen dem Keks eine besondere Mürbe. Die Füllung sorgt für einen sauren Kontrast zum buttrigen Teig.
Die Rolle der Zutaten in Vintage-Keksen
Butter, Zucker und Eier
Die Grundzutaten der meisten Vintage-Kekse sind Butter, Zucker und Eier. Butter sorgt für die typische buttrige Textur, Zucker gibt den Keksen Süße und Form, und Eier tragen zur Bindung und Konsistenz bei. In den 1930er-Jahren war es üblich, statt moderner Backzutaten wie Backpulver oder Vanilleextrakten auf diese Grundzutaten zurückzugreifen.
Vanille und Gewürze
Vanille war ein Luxusprodukt in den 1930er-Jahren, da sie meist importiert werden musste. Sie wurde daher oft sparsam verwendet, was den Keksen einen subtilen, aber feinen Geschmack verlieh. Andere Gewürze, wie Zimt oder Muskatnuss, kamen später in den Rezepten zum Einsatz, insbesondere bei Weihnachtsgebäck.
Haselnüsse, Mohn und Marmelade
Haselnüsse, Mohn und Marmelade sind typische Zutaten in traditionellen Keksen. Haselnüsse verleihen dem Teig eine Mürbe, Mohn bringt Geschmack und Farbe, und Marmelade sorgt für eine leckere Füllung. In manchen Rezepten wird auch Schokolade oder Powidl verwendet, um den Keksen eine zusätzliche Dimension zu verleihen.
Backtechniken und Zubereitung
Mürbeteig
Die meisten Vintage-Kekse basieren auf einem Mürbeteig. Dieser wird aus Butter, Zucker, Eiern, Vanille, Salz und Mehl hergestellt. Die Butter wird in kleine Stücke geschnitten und mit den trockenen Zutaten verknetet, bis ein glatter, homogener Teig entsteht. Der Teig wird dann in die gewünschte Form geschnitten oder geformt und gebacken.
Ausstechen
Viele Kekse werden mit Ausstechformen geformt. Die Formen sind oft aus Metall oder Holz und haben Motive wie Sterne, Herzen, Blumen oder Tiere. Nach dem Ausstechen werden die Kekse auf ein Backblech gelegt und gebacken, bis sie goldbraun werden. Bei gefüllten Keksen, wie beispielsweise den Spitzbuben oder den Ischler Talern, wird nach dem Backen eine Marmelade oder Schokolade darauf gegeben, und die Kekse werden zusammengeklebt.
Spritzgebäck
Ein weiteres Verfahren ist das Spritzgebäck. Der Teig wird in einen Spritzbeutel gefüllt und auf ein Backblech gespritzt. Die Formen können variieren – von Sternen über Kreise bis hin zu Blüten. Der Teig besteht meist aus Butter, Zucker, Mehl, Eiweiß und Gewürzen. Nach dem Backen werden die Kekse oft mit Puderzucker bestäubt oder gefüllt.
Kühlen und Backen
Einige Rezepte verlangen, dass der Teig vor dem Backen gekühlt wird, um zu verhindern, dass er sich während des Backvorgangs ausbreitet. Dies ist besonders bei Keksen wie den Husaren-Krapferl oder den Zitronenfaltern wichtig, um die Form zu erhalten. Die Kekse werden in der Regel auf mittlerer Schiene gebacken, bis sie eine goldbraune Farbe annehmen.
Rezepte im Detail
Haferflockenplätzchen nach Omas Art
Ein einfaches Rezept, das ohne Mehl auskommt, sind die Haferflockenplätzchen. Sie bestehen aus Haferflocken, Butter, Zucker, Ei, Zimt und etwas Salz. Der Teig wird geformt, auf ein Backblech gelegt und gebacken, bis er eine goldbraune Farbe annimmt. Sie sind besonders kernig und eignen sich gut als glutenfreies Gebäck, wenn man glutenfreie Haferflocken verwendet.
Zutaten: - 200 g Haferflocken - 100 g Butter - 100 g Zucker - 1 Ei - 1 Prise Salz - 1 Teelöffel Zimt
Zubereitung: 1. Die Haferflocken in eine Schüssel geben. 2. Die Butter schmelzen und mit dem Zucker, dem Ei, Salz und Zimt vermischen. 3. Die Mischung zu den Haferflocken geben und alles gut vermengen. 4. Mit der Hand kleine Kugeln formen und auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen. 5. Im vorgeheizten Ofen bei 175 °C für 10–15 Minuten backen, bis die Kugeln goldbraun sind.
Schokoladen Spritzgebäck mit Konfitüre
Ein weiteres Rezept ist das Schokoladen Spritzgebäck mit Konfitüre. Der Teig besteht aus Butter, Zucker, Ei, Mehl und Schokolade. Nach dem Backen wird die Konfitüre in den Keks gefüllt, was ihn besonders lecker macht.
Zutaten: - 200 g Butter - 100 g Zucker - 1 Ei - 200 g Mehl - 50 g Schokolade (fein gehackt) - 1 Prise Salz - 1 Teelöffel Vanilleextrakt - Konfitüre oder Schokocreme zum Füllen
Zubereitung: 1. Die Butter mit dem Zucker und dem Vanilleextrakt cremig rühren. 2. Ei und Salz unterrühren. 3. Das Mehl und die gehackte Schokolade nach und nach unterheben. 4. Den Teig in einen Spritzbeutel füllen. 5. Den Teig auf ein Backblech spritzen. 6. Im vorgeheizten Ofen bei 175 °C für 10–12 Minuten backen. 7. Nach dem Abkühlen mit Konfitüre oder Schokocreme füllen.
Vanillekipferl
Vanillekipferl sind ein weiteres Weihnachtsklassiker. Sie bestehen aus Butter, Zucker, Eiern, Vanille, Mehl und Salz. Nach dem Backen werden sie mit Puderzucker bestäubt und gelegentlich mit Zimt oder Haselnüssen verziert.
Zutaten: - 200 g Butter - 100 g Zucker - 2 Eier - 1 Prise Salz - 1 Vanilleschote (ausgerieben) - 300 g Mehl
Zubereitung: 1. Die Butter mit dem Zucker und der Vanille cremig rühren. 2. Die Eier nach und nach unterrühren. 3. Das Mehl und das Salz nach und nach einarbeiten. 4. Den Teig in einen Spritzbeutel füllen. 5. Den Teig in Kipferlform (Kipferl = Hörnchenform) auf ein Backblech spritzen. 6. Im vorgeheizten Ofen bei 175 °C für 10–12 Minuten backen. 7. Nach dem Abkühlen mit Puderzucker bestäuben.
Nougat Tuffs
Nougat Tuffs sind kleine, cremige Kekse mit Nougat oder Nutella. Der Teig besteht aus Butter, Zucker, Eiweiß, Mehl und Vanille. Nach dem Backen wird die Keks mit Nougat gefüllt.
Zutaten: - 200 g Butter - 100 g Zucker - 1 Eiweiß - 200 g Mehl - 1 Prise Salz - 1 Teelöffel Vanilleextrakt - Nougat oder Nutella zum Füllen
Zubereitung: 1. Die Butter mit dem Zucker und der Vanille cremig rühren. 2. Das Eiweiß unterheben. 3. Das Mehl und das Salz nach und nach einarbeiten. 4. Den Teig in einen Spritzbeutel füllen. 5. Den Teig in kleine Tuffs auf ein Backblech spritzen. 6. Im vorgeheizten Ofen bei 175 °C für 10–12 Minuten backen. 7. Nach dem Abkühlen mit Nougat oder Nutella füllen.
Die Bedeutung von Vintage-Keksen in der heutigen Zeit
Vintage-Kekse sind nicht nur wegen ihres Geschmacks beliebt, sondern auch wegen ihrer historischen und kulturellen Bedeutung. Sie verbinden Generationen, da sie oft von Oma an ihre Enkel weitergegeben wurden. Der Prozess des Backens – von der Zubereitung des Teigs über das Ausstechen bis hin zum Backen – ist oft ein Familienereignis, das Freude und Nostalgie schafft.
Außerdem sind Vintage-Kekse eine gute Alternative zu industriell gefertigten Keksen. Sie enthalten meist natürliche Zutaten, sind frei von chemischen Zusatzstoffen und können individuell abgewandelt werden. Man kann sie glutenfrei, vegan oder mit anderen Zutaten wie Kakaopulver oder Haselnüssen backen, um sie an persönliche Vorlieben anzupassen.
Schlussfolgerung
Vintage-Kekse sind mehr als nur Weihnachtsgebäck – sie sind eine Brücke in die Vergangenheit, eine Tradition, die bis heute lebt. Ob es die Ischler Taler, die Wiener Spitzbuben oder die Vanillekipferl sind – jeder Keks hat seine eigene Geschichte und schmeckt nach Erinnerungen. Die Rezepte, die in diesem Artikel vorgestellt wurden, zeigen, dass es nicht immer viele Zutaten braucht, um etwas Besonderes zu backen. Es braucht nur Liebe, Kreativität und ein wenig Zeit – und dann entstehen Kekse, die Generationen verbinden.