Quendel, auch als Feldthymian bekannt, ist eine Pflanze mit langjähriger traditioneller Bedeutung, besonders in der mittelalterlichen Heilkunst und Küche. Hildegard von Bingen, Äbtissin, Theologin und Heilerin, verlieh diesem Kraut besondere Aufmerksamkeit und empfahl es in verschiedenen Formen – unter anderem als Teil von Keksen, die nicht nur lecker, sondern auch fördernd für das Nervensystem und das Wohlbefinden sind. In den im Quellmaterial beschriebenen Rezepten wird Quendel in der Form von Keksen verarbeitet, wobei sich sowohl die Rezeptzutaten als auch die zugehörige Wirkung aus der Tradition und den Überlieferungen der Äbtissin ableiten.
In diesem Artikel werden verschiedene Rezepte für Quendelkekse und Nervenkekse nach Hildegard von Bingen vorgestellt, mit detaillierten Angaben zu den Zutaten, der Zubereitung und den möglichen Wirkungen. Zudem wird die Rolle von Quendel in der mittelalterlichen und modernen Küche beleuchtet, sowie dessen Bedeutung für die Ernährung und die allgemeine Gesundheit.
Rezept für Quendelkekse – Ein Klassiker aus der Hildegard-Küche
Ein Rezept, das sich aus mehreren Quellen ableitet, basiert auf der Verbindung zwischen Dinkelmehl, Butter, Mandeln, Quendel und weiteren typischen Zutaten. Ein solches Rezept wird in Quelle 1 beschrieben und stammt aus dem Rahmen der „Historischen Kräutertage“ in Bad Buchau. Die Kekse sind ein modernes, auf mittelalterliche Traditionen zurückgehendes Rezept, das sich durch seine natürlichen Zutaten und die feine Balance aus Aromen auszeichnet.
Zutaten
Die Kekse benötigen folgende Zutaten:
- 600 g Dinkelmehl
- 50 g Rohrzucker
- 180 g Butter
- 100 g gemahlene Mandeln
- 3 Eier
- 10 g fein gehackter frischer Quendel oder pulverisierter getrockneter Quendel
- ½ Teelöffel Salz
Zubereitung
Der Teig wird durch die Mischung der Zutaten geformt. Zunächst werden Butter, Zucker, Eier, Salz sowie die gemahlene Mandel in eine Schüssel gegeben und gut vermengt. Anschließend wird das Dinkelmehl hinzugefügt, und der Teig wird zu einer geschmeidigen Konsistenz verarbeitet. Der Teig kann entweder zu einer Rolle geformt und in gleichmäßige Stücke geschnitten werden oder ausgerollt und mit einem Keksstecher in die gewünschte Form gebracht werden.
Die Kekse werden bei mittlerer Ofentemperatur für etwa 20 bis 25 Minuten gebacken, bis sie eine goldbraune Farbe annehmen. Danach werden sie auf einem Gitter auskühlen gelassen.
Wirkung
Die Wirkung von Quendel, auch Feldthymian genannt, wird in Quelle 1 besonders hervorgehoben. Der Hauptwirkstoff ist ein ätherisches Öl, das über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen und über die Atemwege ausgeschieden wird. Auf diesem Weg soll Quendel den Körper reinigen und eine positiv unterstützende Wirkung auf das Nervensystem entfalten.
Alternative Rezeptvariante mit Honig
In Quelle 2 wird eine leicht abgewandelte Variante des Rezepts beschrieben, in der der Rohrzucker durch Honig ersetzt wird. Dieser Ersatz ist im Hinblick auf die mittelalterliche Klosterküche als passender angesehen und unterstreicht die Verbindung zwischen dem Rezept und der historischen Tradition.
Zutaten
- 300 g Dinkelmehl
- 180 g Butter
- 100 g gemahlene Mandeln
- 2 Eier
- 10 g fein gehackter frischer Quendel oder pulverisierter getrockneter Quendel
- 1 Esslöffel Honig
- ½ Teelöffel Salz
Zubereitung
Die Zubereitung ist weitgehend identisch mit der ersten Variante: Die Zutaten werden zu einem geschmeidigen Teig vermengt und entweder gerollt oder ausgestochen. Danach werden die Kekse für 20 bis 25 Minuten gebacken.
Wirkung
Die Wirkung von Quendel bleibt gleich, wobei die Verwendung von Honig eine mildere, süßere Note verleiht und zugleich die traditionelle Einfachheit der Zutaten betont.
Rezept für Nervenkekse nach Hildegard von Bingen
Ein weiteres Rezept, das sich aus Quelle 4 ergibt, ist das der Nervenkekse. Hierbei handelt es sich um ein Rezept, das explizit auf die Empfehlung der Äbtissin zurückgeht und auf die Stärkung des Nervensystems abzielt.
Zutaten
- 200 g Dinkelvollkornmehl
- 125 g weiche Butter
- 70 g Kokosblütenzucker
- 1 Ei
- 100 g gemahlene Mandeln
- 4 g frisch geriebene Muskatnuss
- 3 g Nelkenpulver
- 5 g gemahlener Zimt
- 1 Messerspitze gemahlener Galgant
- 1 Prise Salz
- Abrieb von 1/2 Bio-Zitrone
Optional:
- 100 g Bitterschokolade
- 1 TL natives Kokosöl
- 50 g gehackte Mandeln
Zubereitung
Die Butter wird mit Kokosblütenzucker, Ei, Salz, Zitronenabrieb und den Gewürzen in einer Schüssel vermischt. Anschließend wird das Mehl und die gemahlenen Mandeln hinzugefügt, und der Teig wird zu einer homogenen Masse geknetet. Der Teig wird für etwa 30 Minuten im Kühlschrank ruhen gelassen, um die Konsistenz zu stabilisieren.
In der Zwischenzeit wird der Backofen auf 180 °C vorgeheizt, und das Backblech mit Backpapier belegt. Der Teig wird ausgerollt, und die Kekse werden in verschiedenen Formen ausgestochen. Sie werden für 10 bis 12 Minuten gebacken, bis sie goldbraun sind.
Für eine zusätzliche Verfeinerung kann eine Schokoladenglasur hergestellt werden. Dazu wird Bitterschokolade mit Kokosöl im Wasserbad geschmolzen, und die Kekse werden darin getunkt. Anschließend werden gehackte Mandeln über die Glasur gestreut.
Wirkung
Die Kekse enthalten eine Kombination aus Gewürzen wie Zimt, Muskatnuss, Galgant und Nelke, die in der Tradition der mittelalterlichen Heilkunst eine besondere Rolle spielen. Diese Gewürze sollen den Geist stärken, das Nervensystem beruhigen und das allgemeine Wohlbefinden fördern. Hildegard von Bingen schreibt, dass diese Kekse „dich stark machen“, was auf die positiven Auswirkungen auf die Nerven und das Immunsystem hindeutet.
Quendel in der mittelalterlichen und modernen Küche
In Quelle 3 wird Quendel als ein Kraut beschrieben, das nicht nur kulinarisch, sondern auch geistig und seelisch unterstützend wirkt. In den Augen der Äbtissin von Bingen besitzt Quendel eine „grüne Kraft“, die harmonisierend auf den Menschen wirken kann. Diese Kraft ist nicht nur physisch, sondern auch spirituell, und Quendel ist daher ein wichtiger Bestandteil ihrer Ernährungs- und Heilweisen.
Wirkung auf die Haut
Ein besonderes Anwendungsfeld von Quendel ist die Hautpflege. Nach Hildegard von Bingen kann Quendel dazu beitragen, das Erscheinungsbild der Haut zu verbessern, was auf seine beruhigenden und entzündungshemmenden Eigenschaften zurückzuführen ist. Diese Wirkung ist in der heutigen Zeit immer noch relevant und wird in verschiedenen Formen der Naturkosmetik genutzt.
Verwendung in Gerichten
Quendel ist ein vielseitiges Kraut, das in der Küche nicht nur als Keksbestandteil, sondern auch in Suppen, Braten und anderen Gerichten eingesetzt werden kann. In Quelle 5 wird beispielsweise ein Menü vorgestellt, das die Vielseitigkeit von Quendel hervorhebt. Es besteht aus einer Quendelsuppe, einem marinierten Lammfilet und den bereits erwähnten Quendelkeksen.
Zutaten für die Quendelsuppe
- 1 EL gemahlener Quendel
- 30 g Butter
- 75 g Dinkelflocken
- 800 ml Gemüsebrühe
- 1 Msp Ysopkraut
- 3–4 Blättchen Liebstöckel
- 1 Prise frisch geriebene Muskatnuss
- 1 Prise Salz
- 1 Prise Schwarzer Pfeffer
- 45 ml Schlagobers oder Sahne
Zubereitung
Die Butter wird in einer Pfanne erhitzt, und der gemahlene Quendel darin kurz angebraten. Anschließend wird die Gemüsebrühe hinzugefügt, und alles wird langsam zum Kochen gebracht. Die Dinkelflocken werden hinzugefügt, und die Suppe wird etwa 15 Minuten köcheln gelassen. Danach werden Ysopkraut, Liebstöckel, Muskatnuss, Salz und Pfeffer untergehoben. Vor dem Servieren wird Schlagobers oder Sahne untergehoben.
Kombinationen und Anpassungen der Rezepte
Die Rezepte für Quendelkekse und Nervenkekse können je nach Vorlieben und Verhältnissen angepasst werden. So kann beispielsweise die Menge an Quendel erhöht oder verringert werden, um das Aroma zu intensivieren oder abzuschwächen. Auch die Verwendung von Honig oder Rohrzucker kann individuell angepasst werden, um die Süße zu steuern.
Ein weiteres Beispiel für eine Anpassung ist die Verwendung von anderen Mehlsorten, wie z. B. Weizenmehl oder Vollkornmehl, je nach Verfügbarkeit und individuellem Geschmack. Die Kekse können auch mit anderen Nüssen oder Samen, wie Walnüssen oder Leinsamen, angereichert werden, um zusätzliche Nährstoffe hinzuzufügen.