Mittelalterliche Kekse: Rezepte und Hintergrund aus der Zeit der Äbtissin Hildegard von Bingen

Die Backkunst hat sich über Jahrhunderte hinweg weiterentwickelt, doch manche Rezepte erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit – nicht zuletzt, weil sie nicht nur köstlich schmecken, sondern auch historisch bedeutsam sind. Eine solche Rezeptur stammt aus dem Mittelalter und wird mit der Äbtissin Hildegard von Bingen in Verbindung gebracht. Ihre sogenannten Nervenkekse gelten nicht nur als lecker, sondern auch als wohltuend für die Gesundheit. Dieser Artikel beschäftigt sich ausführlich mit dem Rezept dieser Kekse, gibt Hintergrundinformationen über die Rolle von Gewürzen in der mittelalterlichen Küche und stellt den historischen Kontext sowie die heutige Relevanz der Rezeptur dar. Zudem werden weitere historische Keksrezepte aus verschiedenen Epochen vorgestellt, darunter Rezepte aus den 1930er-Jahren und klassische italienische Kekse aus klösterlicher Tradition.

Die Nervenkekse von Hildegard von Bingen

Die Äbtissin Hildegard von Bingen (1098–1179) war eine der bedeutendsten Figuren des Mittelalters. Neben ihrer Tätigkeit als Mystikerin, Dichterin und Komponistin war sie auch eine Pionierin in der Naturheilkunde. Ihre medizinischen Schriften enthielten nicht nur Heilmethoden, sondern auch Erkenntnisse über die wirksame Wirkung von Lebensmitteln. Besonders hervorzuheben ist ihre Betrachtung von Gewürzen als Heilmitteln. Ihre Nervenkekse enthalten mehrere solcher Gewürze, die nicht nur den Geschmack verfeinern, sondern auch beruhigende und stärkende Eigenschaften besitzen.

Zutaten des Rezeptes

Das Rezept der Nervenkekse von Hildegard von Bingen umfasst eine Kombination aus Nüssen, Getreide, Butter, Zucker, Gewürzen und Zitrusabrieb. Hier sind die Zutaten im Detail:

  • 200 g Dinkelvollkornmehl
  • 125 g weiche Butter
  • 70 g Kokosblütenzucker
  • 1 Ei
  • 100 g gemahlene Mandeln
  • 4 g frisch geriebene Muskatnuss
  • 3 g Nelkenpulver
  • 5 g gemahlener Zimt
  • 1 Messerspitze gemahlener Galgant
  • 1 Prise Salz
  • Abrieb von 1/2 Bio-Zitrone

Optional kann man die Kekse mit Bitterschokolade, nativem Kokosöl und gehackten Mandeln veredeln.

Zubereitung

Die Zubereitung der Kekse ist einfach und erfordert keine aufwendigen Geräte:

  1. Die Butter in kleine Stücke schneiden und mit dem Kokosblütenzucker, Ei, Salz, Zitronenabrieb und allen Gewürzen in eine Schüssel geben.
  2. Die Zutaten mit einem Mixer zu einer homogenen Masse verarbeiten.
  3. Danach Mehl und gemahlene Mandeln hinzufügen und gut unterkneten, bis ein fester Teig entsteht.
  4. Den Teig in eine Schüssel geben, mit Frischhaltefolie abdecken und im Kühlschrank etwa eine Stunde ruhen lassen.
  5. Danach den Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche ausrollen und mit einem Ausstecher in gewünschte Formen ausstechen.
  6. Die Kekse auf ein Backblech legen und bei etwa 175 °C für 10 bis 12 Minuten backen, bis sie goldbraun sind.
  7. Danach die Kekse auf einem Rost auskühlen lassen.

Die Kekse sind dann servierbereit und können pur genossen oder mit etwas Schokolade oder Marmelade kombiniert werden.

Die Rolle der Gewürze in den Nervenkeksen

Die Nervenkekse enthalten mehrere Gewürze, die im Mittelalter nicht nur als Geschmacksverstärker, sondern auch als Heilmittel verwendet wurden. Drei davon – Muskatnuss, Zimt und Nelke – spielen in diesem Rezept eine besondere Rolle.

Muskatnuss

Die Muskatnuss war nach Hildegard von Bingen ein Universalmittel, das zur Stärkung von Nerven, Konzentration und Scharfsinn beitrug. Zudem hatte sie eine entgiftende Wirkung und half dabei, das Blut zu reinigen. In der heutigen Ernährungsmedizin wird die Muskatnuss für ihre antibakteriellen Eigenschaften und ihre Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt geschätzt.

Zimt

Zimt ist ein weiteres Gewürz, das in den Nervenkeksen vorkommt. Es ist bekannt für seine Blutzuckerregulierung und seine antioxidativen Eigenschaften. In der mittelalterlichen Medizin wurde Zimt oft in Verbindung mit Kreislaufproblemen und Erschöpfung verwendet.

Nelke

Nelke ist für ihre wärmende Wirkung bekannt und wird oft bei Zahlreiche traditionellen Rezepten als Würze genutzt. Sie wirkt beruhigend auf den Magen und hat eine antimikrobielle Wirkung. In der mittelalterlichen Medizin wurde sie auch zur Verbesserung der Energie eingesetzt.

Die historische Bedeutung der Nervenkekse

Die Nervenkekse von Hildegard von Bingen sind nicht nur ein Rezept, sondern auch ein Spiegelbild der mittelalterlichen Gesundheitsvorstellungen. In dieser Zeit war die Nahrung oft auch Heilmittel. Der Gedanke, dass Essen nicht nur Nährstoffe liefert, sondern auch körperliche und geistige Gesundheit fördert, war in der mittelalterlichen Medizin weit verbreitet.

Hildegard von Bingen selbst betonte in ihren Schriften, dass Gewürze nicht nur zur Verbesserung des Geschmacks dienen, sondern auch körperliche und geistige Balance schaffen können. Ihre Nervenkekse sind ein Beispiel dafür, wie diese Gedanken in die Koch- und Backkunst einfließen konnten.

Kekse in der mittelalterlichen Küche

Im Mittelalter war das Backen von Keksen und Plätzchen keine exklusive Delikatesse, sondern ein Teil des alltäglichen Lebens. Kekse wurden oft als Zwischenmahlzeit oder als Trinkbeilage serviert. Sie wurden aus einfachen Zutaten wie Mehl, Butter, Zucker und Eiern hergestellt und mit Gewürzen verfeinert, die sowohl Geschmack als auch Heilwirkung enthielten.

Im Kontext der Klostergemeinschaften spielten Kekse eine besondere Rolle. In vielen Klöstern wurden Kekse nicht nur als Teil der mönchischen Ernährung, sondern auch als Einkommensquelle produziert. Insbesondere in Italien war das Backen von Keksen eine wichtige Tradition, die bis heute in Rezepten wie dem der biscotti della monaca (Nonnenbiscotti) lebt.

Weitere historische Keksrezepte

Neben den Nervenkeksen von Hildegard von Bingen gibt es auch zahlreiche andere historische Keksrezepte, die bis heute gebacken werden. Einige davon stammen aus den 1930er-Jahren, andere aus der klösterlichen Tradition in Italien.

Keksrezepte aus den 1930er-Jahren

In den 1930er-Jahren war das Backen von Keksen eine beliebte weihnachtliche Tradition, die bis heute Bestand hat. Die Rezepte jener Zeit waren meist einfach und setzten auf natürliche Zutaten, da moderne Backzutaten wie Vanille-Paste oder Backfarben noch nicht verbreitet waren.

Ein klassisches Rezept aus dieser Zeit sind die Husaren-Krapferl, die mit Haselnüssen und Marmelade gefüllt sind. Sie bestehen aus:

  • 200 g Butter
  • 100 g Zucker
  • 2 Eigelb
  • 1 Prise Salz
  • 300 g Mehl
  • 80 g geriebene Haselnüsse
  • 1⁄2 Tasse Puderzucker
  • 150 g Johannisbeermarmelade

Die Kekse werden aus einem Mürbeteig geformt, gefüllt und dann gebacken. Sie sind knusprig, aromatisch und tragen einen Hauch von Nostalgie in sich.

Klassische italienische Kekse

In Italien ist das Backen von Keksen eine lange Tradition, die bis in die klösterliche Zeit zurückreicht. Ein besonders berühmtes Rezept ist der biscotti della monaca, auch Nonnenbiscotti genannt. Diese Kekse sind doppelt gebacken, was ihnen eine besondere Festigkeit verleiht.

Ein weiteres klassisches italienisches Rezept sind die Engelsaugen, auch in Teilen Deutschlands als Husarenkrapferl bekannt. Sie bestehen aus:

  • 200 g Butter
  • 100 g Puderzucker
  • 1 Eigelb
  • 1 Prise Salz
  • 1⁄2 Vanilleschote
  • 300 g Mehl
  • 1 Eiweiß
  • 5 Esslöffel Zitronensaft
  • 200 g Puderzucker (für den Guss)

Die Kekse werden aus einem Mürbeteig geformt, gebacken und dann mit Zuckerguss verziert. Sie sind zart, süß-säuerlich und ideal als Teegebäck oder als kleine Nascherei.

Der Einfluss der Nonnen auf die Kekskunst

Im Mittelalter spielten Nonnen eine wichtige Rolle in der Backkunst. In vielen Klöstern wurden Kekse nicht nur als Teil der mönchischen Ernährung, sondern auch als Einkommensquelle hergestellt. Insbesondere in Italien war das Backen von Keksen eine wichtige Tradition, die bis heute in Rezepten wie dem der biscotti della monaca (Nonnenbiscotti) lebt.

Die Nonnen backten Kekse, um ihre Existenz zu sichern, und viele dieser Rezepte wurden über Generationen weitergegeben. In einigen Fällen blieben die Rezepte sogar geheim, bis sie durch die Wegzug von Küchenhilfen oder Verheiratung mit Bäckern in die Öffentlichkeit gelangten.

Fazit: Die Bedeutung historischer Keksrezepte

Historische Keksrezepte wie die Nervenkekse von Hildegard von Bingen oder die Husaren-Krapferl aus den 1930er-Jahren zeigen, wie sich die Backkunst über die Jahrhunderte weiterentwickelt hat. Sie sind nicht nur kochtechnisch interessant, sondern auch kulturell und historisch bedeutsam. Viele dieser Rezepte sind bis heute gebacken und genossen, was zeigt, wie langlebig und universell die Kunst des Backens ist.

Durch das Nachbacken solcher Rezepte kann man nicht nur die Geschmäcker der Vergangenheit genießen, sondern auch einen Einblick in die Ernährungsgewohnheiten, die gesundheitlichen Vorstellungen und die kulturellen Traditionen früherer Epochen gewinnen. So entsteht eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die uns hilft, das Backen und Essen in seiner ganzen Geschichte und Vielfalt zu verstehen.

Quellen

  1. Kekse, die gesund sind und die Nerven stärken? Ja, das gibt es! Diese Nervenkekse sind ein Rezept von Hildegard von Bingen
  2. Gewürzkekse – Grüße aus dem Mittelalter
  3. Plätzchen-Klassiker aus Uromas Backstube
  4. Omas beste Plätzchenrezepte
  5. Kloster-kekse
  6. Engelsaugen – a-m Rezept

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