Ossobuco alla Milanese – Traditionelles italienisches Schmorgericht aus der Lombardei

Ossobuco alla Milanese ist ein ikonisches Gericht der lombardischen Küche, das für seine zarte Textur und die harmonischen Aromen von Zitrus, Petersilie und Schmoreinflüssen bekannt ist. Das Gericht, das ursprünglich auf dem Kalbshackenbein zubereitet wird, ist besonders für die prägnante Kombination aus Schmoreinflüssen, Gemüsearomen und der Gremolata – einer frischen Würzmischung aus Petersilie, Zitronenabrieb und Knoblauch – charakterisiert. Es ist ein Rezept, das sowohl kulinarisch als auch kulturell tief verwurzelt ist und heute in verschiedenen Varianten in ganz Italien und darüber hinaus zu finden ist.

Die Zubereitung erfordert Geduld, da das langsame Schmoren der Schlüssel zu zartem, saftigem Fleisch ist. In der traditionellen Variante wird das Gericht mit Risotto alla Milanese serviert, doch es ist ebenso passend als Piatto unico (ein Hauptgericht in einem Gang) und kann mit Polenta, Kartoffelpüre oder Erbsen begleitet werden. In einigen regionalen Abwandlungen, beispielsweise auf Sizilien, finden sich zusätzliche Aromen wie Orangenabrieb, Pinienkerne oder Agrodolce-Komponenten.

Dieser Artikel beleuchtet die historischen Wurzeln, die klassische Zubereitungsweise, die regionalen Variationen und die kulinarische Bedeutung des Ossobuco. Basierend auf traditionellen Rezepten, Zubereitungstipps und kulinarischen Empfehlungen aus vertrauenswürdigen Quellen wird das Gericht in seiner Essenz vorgestellt, eingerahmt in die kulturelle und kulinarische Tradition Italiens.


Historische Hintergründe und kulinarische Bedeutung

Die Ursprünge des Ossobuco alla Milanese lassen sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Pellegrino Artusi erwähnt es bereits in seinem berühmten Kochbuch La scienza in cucina e l’arte di mangiar bene (1891) und beschreibt es als typisch lombardische Spezialität. Das Gericht ist nach dem Kalbfleischstück benannt, das im Zentrum des Knochens ein Loch hat – daher der Name Ossobuco, was übersetzt „Knochen mit Loch“ bedeutet. Dieses Loch beherbergt das Knochenmark, das dem Gericht seine besondere Geschmackskomponente verleiht.

In der lombardischen Region ist das Ossobuco eine Spezialität, die oft im Herbst und Winter serviert wird. Es ist nicht nur für seinen Geschmack, sondern auch für seine Zubereitungsweise charakteristisch: Das Langsame Schmoren unter Nutzung von Weißwein, Gemüse und spezifischen Gewürzen ist essentiell, um das Fleisch zart und den Geschmack intensiv zu machen.

Im Unterschied zu anderen italienischen Fleischgerichten, die traditionell als Secondo (zweiter Gang) serviert werden, ist das Ossobuco alla Milanese häufig als Piatto unico angeboten, was bedeutet, dass es direkt nach dem Primo Gang (wie Pasta oder Risotto) serviert wird. Dies unterstreicht seine Rolle als ein selbstständiges, ausgewogenes Gericht.


Klassische Rezeptzutaten und Zubereitungsweise

Die klassische Zubereitungsweise des Ossobuco alla Milanese folgt einem strukturierten Ablauf, der sich aus mehreren Schritten zusammensetzt. Die Zutaten sind einfach, aber die Techniken, die angewandt werden, sind entscheidend für das Gelingen des Gerichts. Im Folgenden sind die wichtigsten Zutaten und Schritte nach den Rezepten aus den bereitgestellten Quellen detailliert beschrieben.

Zutatenliste (für 4 Personen)

  • 4 Kalbsbeinscheiben (ca. 300 g pro Stück)
  • 425 ml stückige Tomaten
  • 200 g Karotten
  • 200 g Stangensellerie
  • 500 ml Gemüsebrühe oder Kalbsfond
  • 1 mittelgroße Zwiebel
  • 1 L trockener Weißwein
  • 2 EL Olivenöl
  • 1 EL Tomatenmark
  • Mehl zum Wenden
  • Salz und Pfeffer

Für die Gremolata: - 2 Knoblauchzehen - 1 Bio-Zitrone (Abrieb) - ½ Bund glatte Petersilie

Zubereitungsschritte

  1. Vorbereitung des Gemüses
    Karotten, Zwiebeln und Sellerie schälen und in kleine Würfel schneiden.

  2. Vorbereitung des Fleisches
    Die Kalbsbeinscheiben waschen, mit Küchentuch trocken tupfen, die Haut rundherum mit einem scharfen Messer einritzen und mit Salz und Pfeffer würzen. Danach mit Mehl bestäuben.

  3. Anbraten des Fleisches
    In einem Bräter Olivenöl erhitzen und die Beinscheiben auf beiden Seiten kräftig anbraten. Dabei ist darauf zu achten, dass das Fleisch nicht zu schnell angebraten wird, sondern eine goldbraune Kruste bildet. Anschließend die Beinscheiben aus dem Bräter nehmen.

  4. Schwitzen des Gemüses
    Den Bräter mit dem Olivenöl erneut erhitzen, Zwiebelwürfel bei geringer Hitze glasig anschwitzen. Anschließend Karotten- und Selleriewürfel hinzufügen und weiter anbraten.

  5. Fleisch zurückgeben und Soße aufgießen
    Die Beinscheiben in den Bräter zurückgeben und mit Weißwein ablöschen. Den Wein reduzieren lassen, bis er beinahe verdunstet ist. Danach Tomatenmark, stückige Tomaten und Gemüsebrühe hinzufügen. Alles gut vermengen.

  6. Langsam schmoren
    Das Gericht wird bei schwacher Hitze für 1 bis 1,5 Stunden geschmort, bis das Fleisch zart und die Soße intensiv geworden ist. Ab und zu die Soße abschöpfen und über das Fleisch gießen.

  7. Vorbereitung der Gremolata
    Petersilie fein hacken, Zitronenschale abreiben und Knoblauch fein hacken. Alle Komponenten vermengen und zur Gremolata bereithalten.

  8. Servieren
    Das Ossobuco wird traditionell mit Risotto alla Milanese serviert. Alternativ können Polenta, Kartoffelpüre oder Erbsen als Beilage gereicht werden. Vor dem Servieren die Gremolata über das Gericht streuen.


Variante: Ossobuco vom Rind auf sizilianische Art

In einigen regionalen Abwandlungen, insbesondere in Sizilien, wird das Ossobuco in einer anderen Form zubereitet. Diese Variante erfordert zusätzliche Aromen, die typisch für die sizilianische Küche sind. Im Gegensatz zur klassischen Variante, die mit Weißwein und Gemüse arbeitet, wird hier stärker auf Aromen wie Orangenabrieb, Pinienkerne oder Agrodolce-Komponenten zurückgegriffen.

Zutaten für 4 Personen

  • 4 Rinderbeinscheiben (ca. 250–300 g pro Stück)
  • 80 g Mehl (bei Glutenunverträglichkeit Maisstärke)
  • 4 EL Olivenöl
  • 30 g Butter
  • 1 große Zwiebel, fein gewürfelt
  • 1 Karotte, fein gewürfelt
  • 1 Stange Sellerie, fein gewürfelt
  • 2 Knoblauchzehen, fein gehackt
  • 150 ml trockener Weißwein
  • 400 g gehackte Tomaten (Dose) oder Passata
  • Salz und Pfeffer

Zubereitungsschritte

  1. Vorbereitung des Fleisches
    Die Rinderbeinscheiben waschen, trocken tupfen und mit Salz und Pfeffer würzen. Mit Mehl bestäuben und kurz in Olivenöl anbraten.

  2. Anbraten des Gemüses
    In der gleichen Pfanne Butter erhitzen und Zwiebelwürfel glasig anschwitzen. Karotte, Sellerie und Knoblauch hinzufügen und weiter anbraten.

  3. Wein ablöschen
    Den Weißwein hinzugeben und reduzieren lassen.

  4. Tomaten hinzufügen
    Die gehackten Tomaten (oder Passata) hinzufügen und alles gut vermengen.

  5. Schmoren
    Bei schwacher Hitze für ca. 1 bis 1,5 Stunden schmoren, bis das Fleisch zart und die Soße intensiv ist.

  6. Servieren
    Das Gericht wird mit cremigem Kartoffelpüre oder Polenta serviert. Alternativ kann eine sizilianische Variante des Risottos mit Agrodolce-Komponenten serviert werden.


Regionale Abwandlungen

Die Zubereitungsweise und die Zutaten des Ossobuco variieren je nach Region Italiens. Diese Abwandlungen spiegeln die kulturellen Unterschiede und lokalen Geschmackspräferenzen wider.

1. Ossobuco alla Fiorentina

In der Toskana wird das Ossobuco oft mit mehr Tomaten zubereitet. Hierbei wird der Tomatenanteil verdoppelt, während die Mengen an Zwiebeln, Möhren und Sellerie halbiert werden. Dies verleiht dem Gericht eine intensivere, leicht säurere Note, die typisch für toskanische Gerichte ist.

2. Ossobuco mit Agrodolce-Komponenten

In einigen sizilianischen Varianten wird die Gremolata durch zusätzliche Aromen wie Orangenabrieb, Pinienkerne oder Rosinen bereichert. Diese Komponenten verleihen dem Gericht eine süß-säure Geschmacksnote und sind typisch für die sizilianische Küche.

3. Ossobuco mit Salbei oder Rosmarin

In einigen lokalen Zubereitungsarten werden Würze wie Salbei, Rosmarin oder Thymian hinzugefügt. Diese Kräuter verleihen dem Gericht eine zusätzliche Aromatische Note und sind in der norditalienischen Küche weit verbreitet.

4. Ossobuco mit Sardellen

Eine weitere Variante, die auf ein Rezept von Giuseppe Sorbiatti zurückgeht, enthält in der Gremolata eine entgrätete Sardelle. Dieser Fisch verleiht dem Gericht eine salzige Note, die den Geschmack der Gremolata intensiviert.


Kombinationen mit Beilagen

Ossobuco kann in verschiedenen Weisen serviert werden, je nach Region und persönlichen Vorlieben. Im Folgenden sind die gängigsten Beilagen beschrieben:

1. Risotto alla Milanese

Dies ist die traditionelle Beilage in der lombardischen Region. Der Risotto wird mit Safran zubereitet und verleiht dem Gericht eine goldene Farbe und eine leichte Bitternote. Der Safran harmoniert hervorragend mit den Aromen des Ossobuco.

2. Polenta

Eine weitere gängige Beilage ist Polenta, die durch ihre cremige Konsistenz den Geschmack des Schmorgerichts hervorhebt. Sie kann entweder warm oder kalt serviert werden.

3. Kartoffelpüre

Ein cremiges Kartoffelpüre passt gut zu dem zarten Kalbfleisch und verleiht dem Gericht eine weiche, saftige Textur.

4. Erbsen oder Möhren

In einigen Abwandlungen wird das Ossobuco mit Erbsen oder Möhren als Beilage serviert. Diese Gemüse ergänzen die Aromen des Gerichts und verleihen ihm eine frische Note.


Kochtipps und Empfehlungen

Um das Ossobuco perfekt zu zubereiten, sind einige kritische Schritte und Empfehlungen zu beachten:

  • Fleischauswahl: Verwenden Sie möglichst frische Kalbsbeinscheiben aus der mittleren Kalbshachse. Diese enthalten das meiste Knochenmark und sind daher besonders saftig.

  • Schmoren: Der Schlüssel zur zarten Konsistenz ist das langsame Schmoren. Verwenden Sie geringe Hitze und achten Sie darauf, dass die Soße nicht zu schnell verdunstet.

  • Gremolata: Die Gremolata sollte frisch vor dem Servieren zubereitet werden, da sie den Geschmack intensiviert und den Geruch des Kalbfleisches hervorhebt.

  • Wein: Der Weißwein ist ein entscheidender Bestandteil der Soße. Verwenden Sie einen trockenen Weißwein von guter Qualität, um die Aromen zu betonen.

  • Brühe: Die Brühe sollte aromatisch sein. Verwenden Sie möglichst frisch zubereitete Kalbs- oder Gemüsebrühe, um die Geschmackskomponenten zu verstärken.


Nährwert und gesundheitliche Aspekte

Obwohl das Ossobuco ein reichhaltiges Gericht ist, hat es einige positive Aspekte in Bezug auf die Nährwerte. Kalbfleisch ist reich an Proteinen, Eisen und B-Vitaminen. Es ist zudem fettarm im Vergleich zu anderen Rindfleischsorten.

Die Verwendung von Gemüse wie Karotten, Sellerie und Zwiebeln sorgt für eine gute Balance an Vitaminen und Mineralstoffen. Die Gremolata, bestehend aus Petersilie, Zitronenschale und Knoblauch, enthält antioxidative Stoffe und kann den Geschmack und die Verdauung unterstützen.


Quellen

  1. Koch-mit.de – Ossobuco alla Milanese
  2. Thomas Sixt – Ossobuco Rezept
  3. Giallozafferano – Mailander Ossobuco
  4. Mair-Mair – Ossobuco vom Rind auf sizilianische Art
  5. Authentisch-italienisch-kochen – Ossobuco alla Milanese

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