Italienischer Walnusslikör – Traditionelle Rezepte und Zubereitung aus grünen Walnüssen

Der italienische Walnusslikör, auch bekannt als Nocino, ist ein besonderes Getränk, das sich durch seine unverwechselbare Kombination aus Süße, Bitterkeit und dem intensiven Aroma der Walnuss auszeichnet. In Italien, aber auch in anderen Teilen Europas, ist der Nocino ein Getränk mit langer Tradition, das nicht nur als Digestif genossen wird, sondern auch in der italienischen Kultur einen festen Stellenwert einnimmt. Die Herstellung des Nocino ist eine kunstvolle Prozess, der auf der Verwendung von grünen Walnüssen beruht – Nüssen, die noch nicht vollständig ausgereift sind und daher ein besonderes Aroma entfalten.

In diesem Artikel werden wir uns detailliert mit der Herstellung des italienischen Walnusslikörs beschäftigen. Wir präsentieren mehrere Rezepte, die sich in den Zutaten und Zubereitungsschritten unterscheiden, und analysieren die verschiedenen Anpassungen, die in der Praxis vorgenommen werden können. Zudem werden wir auf historische Hintergründe, Vorbereitung der grünen Walnüssen, die Rolle der Aromen und Geschmacksnoten sowie die Reifezeit eingehen. Alle Informationen basieren auf Rezepten und Erklärungen aus vertrauenswürdigen Quellen, die in den bereitgestellten Dokumenten detailliert beschrieben werden.


Was ist Nocino – Herkunft und Grundlagen

Der Nocino ist ein italienischer Walnusslikör, der aus grünen Walnüssen hergestellt wird. Diese Nüsse werden im Herbst, meist im Oktober, geerntet, wenn sie noch nicht vollständig ausgereift sind. Sie sind noch weich, grün und enthalten noch viel Wasser, was ihnen ihren charakteristischen Geschmack verleiht. Die Herstellung des Nocino beruht auf der Einweckung der Nüsse in Alkohol, Zucker und manchmal Gewürzen.

In der italienischen Tradition ist der Nocino nicht nur ein Getränk, sondern auch ein Symbol für Gastfreundschaft und Genuss. In einigen Regionen Italiens, besonders in Kalabrien, wird der Nocino sogar als Ratamagno bezeichnet, was so viel bedeutet wie „der, der den Verstand befreit“. Die Herkunft des Nocino ist eng mit dem Begriff Ratafia verbunden, der auf das lateinische „ratio fieri“ zurückgeht und ursprünglich einen Vertragsabschluss bezeichnet. Im Laufe der Zeit entwickelte sich aus diesem Begriff der Name Nocino, der heute international anerkannt ist.

Die EU-Verordnung definiert den Nocino seit 2009 als einen spezifischen Likör, der aus grünen Walnüssen hergestellt wird und eine klare Geschmacksrichtung hat. Er ist nicht an eine bestimmte Region Italiens gebunden und kann in anderen Ländern wie Neuseeland oder Südtirol ebenfalls nach italienischem Vorbild hergestellt werden.


Grün geerntete Walnüsse – Voraussetzung für die Herstellung

Die Qualität des Nocino hängt stark von der Wahl der grünen Walnüssen ab. Diese Nüsse müssen frisch, makellos und noch nicht voll ausgereift sein. Sie sind leicht weich und leicht grün bis gelb gefärbt. Bei der Ernte ist es wichtig, dass die Nüsse noch nicht aufgeplatzt oder verfärbt sind, da dies den Geschmack beeinflussen kann.

In den Rezepten, die in den Quellen beschrieben werden, wird empfohlen, 12 bis 35 grüne Walnüssen zu verwenden – je nach gewünschter Menge des Endprodukts. Einige Rezepte empfehlen, eine ungerade Zahl an Nüssen zu verwenden, was auf einen alten Aberglauben zurückgeht. Die Nüsse sollten gründlich gewaschen, entkernt und in kleine Stücke geschnitten werden, um den Alkohol optimal mit dem Aroma und den Gerbstoffen in Kontakt zu bringen.


Rezepte für italienischen Walnusslikör – Varianten und Zubereitung

Die Herstellung des Nocino kann nach verschiedenen Rezepturen erfolgen. In den Quellen werden mehrere Rezepte beschrieben, die sich in der Zusammensetzung der Zutaten, der Reifezeit und der Zubereitungsart unterscheiden. Im Folgenden werden die wichtigsten Rezepte vorgestellt:


Rezept 1: Klassischer Nocino nach Ava Fellmann & Emil Levy Z. Schramm

Zutaten: - 12–15 grüne Walnüsse - 1 Liter Trinkalkohol (96 %) - 700–900 g Zucker (nach Geschmack) - Optional: Gewürze wie Nelken, Zimt

Zubereitung: 1. Die Walnüsse gründlich waschen und vierteln. 2. In ein großes Glasgefäß (mindestens 3 Liter Fassungsvermögen) geben. 3. Zucker hinzufügen, so dass die Nüsse vollständig bedeckt sind. 4. Optional Nelken oder Zimt zugeben (kleine Mengen). 5. Das Gefäß abdecken und an einem hellen, sonnigen Ort 4 Tage lang stehen lassen. 6. Nach Ablauf der Reifezeit filtrieren und in Flaschen füllen. 7. Mindestens 2 Monate reifen lassen (Reifezeit kann kürzer sein, etwa 6 Wochen, wenn der Likör nicht zu bitter sein soll).


Rezept 2: Nocino mit Cognac, Muskatnuss und Nelken

Zutaten: - 1 kg grüne Walnüsse (29–35 Stück) - 1 Liter Trinkalkohol (96 %), idealerweise Grappa oder Weingeist - 700–900 g Zucker - 30 Gewürznelken - 3 g Zimt - 1 Muskatnuss

Zubereitung: 1. Nüsse waschen, entkernen und in kleine Stücke schneiden. 2. Zusammen mit den Gewürzen in ein großes Glasgefäß geben. 3. Alkohol und Zucker zugeben. 4. Das Gefäß gut verschließen und 7 Wochen an einem sonnigen Ort reifen lassen. 5. Täglich schütteln, um die Aromen zu entfalten. 6. Nach Ablauf der Reifezeit filtrieren und in Flaschen abfüllen. 7. Mindestens 6 Monate reifen lassen, bevor der Likör getrunken wird.


Rezept 3: Nocino mit Honig, Zimt und Nelken

Zutaten: - 12–15 grüne Walnüsse - 1 Liter Trinkalkohol (96 %) - 250 g Zucker - 100 g Honig - 1 Stange Zimt - 4 Gewürznelken

Zubereitung: 1. Nüsse waschen und vierteln. 2. In ein großes Glasgefäß geben. 3. Zucker, Honig und Gewürze zugeben. 4. Alkohol hinzufügen und alles gut vermengen. 5. Das Gefäß an einem sonnigen Ort 3–4 Wochen reifen lassen. 6. Täglich schütteln, um die Aromen zu entfalten. 7. Nach Ablauf der Reifezeit filtrieren und in Flaschen füllen. 8. Mindestens 2–3 Monate reifen lassen.


Rezept 4: Südtiroler Nusslikör nach Henriette Davidis

Zutaten: - 30 grüne Walnüsse - 1 Flasche Cognac - 30 Gewürznelken - 3 g Zimt - 1 Stange Kandiszucker

Zubereitung: 1. Nüsse waschen und zerstoßen. 2. Gewürze hinzufügen. 3. In eine Korbflasche geben und 7 Wochen an der Sonne stehen lassen. 4. Täglich schütteln. 5. Nach Ablauf der Reifezeit filtrieren. 6. Kandiszucker hinzufügen und nochmals einige Tage stehen lassen. 7. In kleine Flaschen abfüllen. 8. Mindestens 6 Monate reifen lassen.


Wichtige Hinweise zur Herstellung

Bei der Herstellung des Nocino sind einige Dinge besonders wichtig:

  • Frische der Nüsse: Nur frische, grüne Walnüsse eignen sich für die Herstellung. Verfärbungen oder Schimmel auf den Nüssen können den Geschmack negativ beeinflussen.
  • Reifezeit: Die Reifezeit hängt stark vom individuellen Geschmack ab. In den Rezepten wird empfohlen, mindestens 2 Monate zu reifen, jedoch kann der Likör nach 6 Wochen bereits aromatisch und weniger bitter sein.
  • Alkoholgehalt: Der Alkoholgehalt sollte hoch sein (96 %), um die Nüsse optimal zu konservieren und die Aromen zu entfalten. Alternativ kann Grappa oder Weingeist verwendet werden.
  • Zuckerkontrolle: Der Zuckerspiegel sollte nach Geschmack reguliert werden. Ein zu hoher Zuckerspiegel kann den Geschmack überladen.
  • Gewürze: Gewürze wie Nelken, Zimt oder Muskatnuss können den Geschmack bereichern, sollten jedoch in Maßen verwendet werden, um das Nussaroma nicht zu übertönen.

Geschmack und Aromen – Warum der Nocino so einzigartig ist

Der Nocino unterscheidet sich von anderen Likören durch seine komplexe Geschmacksstruktur, die aus Süße, Bitterkeit und einer leichten Säure besteht. Die grünen Walnüsse enthalten natürliche Gerbstoffe, die bei der Einweckung im Alkohol freigesetzt werden und eine leichte Bitternote erzeugen. Diese Bitternote balanciert die Süße des Likörs und verleiht ihm eine feine Struktur.

Ein weiterer Faktor, der den Geschmack beeinflusst, ist der Ascorbinsäuregehalt der grünen Walnüsse. Diese Säure wirkt als natürlicher Bindeglied zwischen Süße und Bitterkeit und verleiht dem Likör ein harmonisches Geschmackserlebnis.

Die Zugabe von Zucker, Honig oder Gewürzen kann den Geschmack weiter verfeinern und je nach Rezept variieren. In manchen Rezepten wird auch Weißwein oder Cognac hinzugefügt, um den Likör etwas weicher und fruchtiger zu machen.


Verwendung des Nocino – So servieren Sie ihn am besten

Der Nocino kann auf verschiedene Arten serviert werden:

  • Als Digestif: Ein Gläschen Nocino nach dem Essen verhilft zum Verdauungsprozess und sorgt für einen angenehmen Abschluss des Mahls.
  • Kalt getrunken: Der Nocino kann auch kalt serviert werden, besonders im Sommer. Dazu kann er mit einem Schuss Wasser oder Soda vermischt werden.
  • In Cocktails: Der Nocino kann als Aperitif oder in Cocktails verwendet werden. In einigen Rezepten wird ein Vino di Nocino hergestellt, bei dem der Likör mit Weißwein oder Prosecco vermischt wird.
  • Als Geschenk: Der selbstgemachte Nocino ist ein besonders attraktives Geschenk, das in kleine Flaschen abgefüllt und als Weihnachtsgeschenk oder Gastgeschenk genutzt werden kann.

Fazit

Der italienische Walnusslikör Nocino ist ein Getränk mit langer Tradition und besonderem Geschmack. Durch die Verwendung grüner Walnüsse entsteht ein Aroma, das sich durch Süße, Bitterkeit und eine leichte Säure auszeichnet. Die Herstellung des Nocino ist eine kunstvolle Prozess, der von der Qualität der Nüsse, der Reifezeit und der Zugabe von Zucker oder Gewürzen stark abhängt.

Die Rezepte, die in den Quellen beschrieben werden, zeigen, wie vielfältig der Nocino sein kann. Ob mit Cognac, Honig oder Gewürzen – jede Variante bringt ihre eigenen Aromen und Geschmacksnuancen mit sich. Der Nocino ist nicht nur ein Getränk, sondern auch ein Ausdruck der italienischen Kultur und der Kunst der Likörherstellung.

Mit etwas Geduld und Aufmerksamkeit kann jeder den Nocino zu Hause selbst herstellen – und so ein einzigartiges Getränk genießen, das sowohl zu festlichen Anlässen als auch in der Alltagsküche seinen Platz findet.


Quellen

  1. Valentinas Kochbuch – Rezept von Ava Fellmann & Emil Levy Z. Schramm
  2. Nocino – Italienischer Walnusslikör aus grünen Walnüssen
  3. Walnusslikör aus grünen Walnüssen
  4. Nussler – Nusslikör selbstmachen
  5. Familientradition – Walnusslikör aus Südtirol

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