Italienische Kaninchenrezepte: Traditionelle Gerichte aus Ligurien und Sizilien

Kaninchenfleisch ist eine kulinarische Tradition, die in verschiedenen Regionen Italiens unterschiedlich zubereitet wird. Insbesondere in Ligurien und Sizilien haben sich über die Jahrhunderte spezifische Rezepte entwickelt, die die regionalen Aromen und Zutaten widerspiegeln. Diese Gerichte sind nicht nur Geschmacksexplosionen, sondern auch Ausdruck der kulturellen und historischen Einflüsse, die Italien geprägt haben. Die italienische Kaninchenküche vereint die Bäuerliche Tradition mit arabischen, normannischen und mediterranen Einflüssen, was sich in der Vielfalt der Rezepte und Zubereitungsweisen widerspiegelt. In den folgenden Abschnitten werden traditionelle italienische Kaninchenrezepte aus Ligurien und Sizilien beschrieben, inklusive ihrer Zutaten, Zubereitung und kulinarischen Hintergründe.

Coniglio ai Capperi – Kaninchen süditalienische Art

Die Rezeptur Coniglio ai Capperi stammt ursprünglich von der Insel Pantelleria, die sich zwischen Sizilien und Tunesien befindet. Pantelleria ist weltweit bekannt für ihre Kapernproduktion, weshalb diese Zutat im Rezept eine zentrale Rolle spielt. Das Gericht ist eine Spezialität der süditalienischen Küchenkunst und wird oft bei Festen oder zu besonderen Anlässen serviert. Die Zubereitung ist aufwendig, aber die Aromen lohnen sich, denn das Kaninchenfleisch wird in einer würzigen, süß-sauren Sauce geschmort, die durch Kapern, Kräuter und Wein geprägt wird.

Zutaten

Für 4 Portionen werden folgende Zutaten benötigt:

  • 1 Kaninchen, küchenfertig und in Stücke zerlegt
  • 3 EL Olivenöl
  • 2 EL Butter
  • 3 EL gehackte Petersilie
  • 2 Stängel gehackter Stangensellerie
  • 1 große gehackte Zwiebel
  • 2 gehackte Knoblauchzehen
  • 150 ml kräftiger Rotwein
  • 2 fein gehackte Sardellenfilets
  • 30 g getrocknete Steinpilze
  • 200 ml heiße Gemüsebrühe
  • 40 g Kapern (in Salz eingelegt, abgespült)
  • 3 Blätter Salbei
  • 1 Zweig Rosmarin
  • Pecorino (optional)

Zubereitung

  1. Vorbereitung der Zutaten:
    Die Kapern abspülen und abtrocknen. Die Sardellenfilets klein schneiden. Die Steinpilze in warmem Wasser einweichen.

  2. Anbraten des Kaninchens:
    In einer großen, tiefen Pfanne das Olivenöl mit der Butter erhitzen. Die Kaninchenteile darin von allen Seiten anbraten, bis sie eine leichte Farbe annehmen.

  3. Soße zubereiten:
    Die Kaninchenteile aus der Pfanne nehmen und beiseite stellen. Im Bratfett die Zwiebeln, Knoblauch, Petersilie und Stangensellerie andünsten, bis sie weich sind. Dabei darauf achten, dass die Zutaten keine Farbe annehmen.

  4. Ablöschen mit Rotwein:
    Den Rotwein in die Pfanne geben und die Flüssigkeit bis zur Hälfte einköcheln lassen.

  5. Zusammenstellen der Soße:
    Die Sardellenfilets, Kapern, Salbei, Rosmarin, Steinpilze und die Gemüsebrühe hinzufügen. Alles miteinander vermengen und zum Kochen bringen.

  6. Schmoren des Kaninchens:
    Die Kaninchenteile zurück in die Pfanne geben und alles bei mittlerer Hitze etwa 1 bis 1,5 Stunden schmoren lassen, bis das Fleisch zart ist.

  7. Abschluss:
    Nach Ablauf der Garzeit das Kaninchenfleisch von den Knochen lösen, zerkleinern und wieder in die Sauce zurückgeben. Das Gericht kann mit Pecorino serviert werden, um den Geschmack zu veredeln.

Abwandlung mit Pasta

Eine beliebte Variante ist die Verwendung von Pasta. Nach dem Schmorenvorgang kann das Kaninchenfleisch von den Knochen gelöst, in kleine Stücke geschnitten und in die Sauce zurückgeführt werden. Anschließend kann die Sauce mit Pasta kombiniert werden, um eine herzhafte Hauptmahlzeit zu servieren.


Coniglio alla Siciliana – Kaninchen Sizilianische Art

Die Rezeptur Coniglio alla Siciliana ist eine klassische sizilianische Spezialität, die sich durch ihre süß-saure Aromatik auszeichnet. Die Wurzeln dieses Gerichts liegen in der arabisch-normannischen Vergangenheit Siziliens, weshalb die Verwendung von Kapern, Oliven und Essig typisch ist. In verschiedenen Regionen Siziliens gibt es leichte Abweichungen in der Rezeptur, wobei in manchen Gegenden Rosmarin oder Fenchel eingesetzt werden. Im Westen der Insel wird oft Essig und Zucker in die Sauce hinzugefügt, um den agrodolce-Effekt zu verstärken. Im Osten hingegen sind tomatenbasierte Varianten verbreiteter.

Zutaten

Für 4 Portionen werden folgende Zutaten benötigt:

  • 1 Kaninchen (ca. 1,2–1,5 kg, in Stücke zerteilt)
  • 4 EL Olivenöl extra vergine aus Italien
  • 2 Zwiebeln
  • 2 Knoblauchzehen
  • 400 g Tomaten (frisch oder aus der Dose)
  • 150 g grüne Oliven, entsteint
  • 2 EL Kapern (in Salz eingelegt, abgespült)

Zubereitung

  1. Anbraten des Kaninchens:
    In einer großen Pfanne das Olivenöl erhitzen. Die Kaninchenteile darin von allen Seiten anbraten, bis sie eine leichte Bräune annehmen.

  2. Soße zubereiten:
    Die Zwiebeln und Knoblauchzehen in die Pfanne geben und andünsten, bis sie weich sind. Anschließend die Tomaten hinzufügen und die Mischung zu einer Soße köcheln lassen.

  3. Zusammenstellen der Aromen:
    Die Oliven und Kapern in die Soße einarbeiten. Bei Bedarf etwas Salz, Pfeffer oder Zucker hinzufügen, um den agrodolce-Effekt zu verstärken.

  4. Schmoren des Kaninchens:
    Die Kaninchenteile zurück in die Pfanne geben und alles bei mittlerer Hitze etwa 1 bis 1,5 Stunden schmoren lassen, bis das Fleisch zart ist.

  5. Abschluss:
    Nach Ablauf der Garzeit kann das Gericht serviert werden. Bei Bedarf kann man das Kaninchenfleisch von den Knochen lösen und in kleine Stücke schneiden, um die Sauce nochmals zu reduzieren.

Abwandlungen

In einigen Rezepten wird Weißwein anstelle von Rotwein verwendet, um die Aromen zu mildern. In den Äolischen Inseln werden Rosinen und Honig hinzugefügt, um den süß-sauren Geschmack weiter zu betonen. In anderen Fällen werden Mandeln oder Pinienkerne ergänzt, was eine weitere texturale Komponente hinzufügt.


Coniglio alla Ligure – Kaninchen auf ligurische Art

Die Rezeptur Coniglio alla Ligure ist eine der bekanntesten Spezialitäten der ligurischen Küchenkunst. Es stammt ursprünglich aus San Remo, einer Stadt an der Blumenriviera, und hat sich über die Jahre in ganz Italien verbreitet. Das Gericht ist insbesondere durch die Verwendung von Taggiasca-Oliven, Pinienkernen und Weißwein geprägt. Es wird oft in geselligen Runden serviert und ist ein Symbol für die kulturelle Identität Liguriens.

Zutaten

Für 4 Portionen werden folgende Zutaten benötigt:

  • 1 Kaninchen (ca. 1,2–1,5 kg, in Stücke zerteilt)
  • 4 EL Olivenöl extra vergine
  • 2 Zwiebeln
  • 2 Knoblauchzehen
  • 200 g Taggiasca-Oliven (mit Stein)
  • 50 g Pinienkerne
  • 200 ml Weißwein
  • 2 Lorbeerblätter
  • 1 Zweig Rosmarin
  • Salz und Pfeffer nach Geschmack

Zubereitung

  1. Anbraten des Kaninchens:
    In einer großen Pfanne das Olivenöl erhitzen. Die Kaninchenteile darin von allen Seiten anbraten, bis sie eine leichte Bräune annehmen.

  2. Soße zubereiten:
    Die Zwiebeln und Knoblauchzehen in die Pfanne geben und andünsten, bis sie weich sind. Anschließend die Taggiasca-Oliven und Pinienkerne hinzufügen.

  3. Ablöschen mit Weißwein:
    Den Weißwein in die Pfanne geben und die Flüssigkeit bis zur Hälfte einköcheln lassen.

  4. Schmoren des Kaninchens:
    Die Kaninchenteile zurück in die Pfanne geben und alles bei mittlerer Hitze etwa 1 bis 1,5 Stunden schmoren lassen, bis das Fleisch zart ist.

  5. Abschluss:
    Nach Ablauf der Garzeit die Lorbeerblätter und Rosmarin hinzufügen und die Sauce nochmals reduzieren. Das Gericht kann serviert werden.

Wissenswertes

Die Verwendung von Taggiasca-Oliven, die in Ligurien angebaut werden, ist ein besonderes Merkmal dieses Gerichts. Diese Oliven haben einen feinwürzigen Geschmack und tragen maßgeblich zur Aromatik des Gerichts bei. Alternativ können auch andere schwarze Oliven verwendet werden, wenn Taggiasca-Oliven nicht erhältlich sind.

Ein weiteres interessantes Detail ist die historische Popularität des Gerichts. In dem 2013 erschienenen Film La Grande Bellezza von Paolo Sorrentino wird das Gericht von Kardinal Bellucci erwähnt, was dazu führte, dass das Gericht über die Grenzen Liguriens hinaus bekannt wurde. In Genua wurde es später sogar als Coniglio alla Ligure da Oscar bezeichnet, um den internationalen Erfolg zu unterstreichen.


Coniglio in Bianco – Kaninchen nach Jägerart

Das Rezept Coniglio in Bianco stammt ursprünglich aus der Toskana und wird traditionell nach Jägerart zubereitet, was sich im italienischen Begriff cacciatora widerspiegelt. Im Gegensatz zu den süditalienischen oder ligurischen Rezepturen ist diese Variante trocken und herzhaft. Die Sauce enthält meist Pilze, Oliven, italienische Kräuter und Wacholderbeeren.

Zutaten

Für 2 Portionen werden folgende Zutaten benötigt:

  • 1 Kaninchenrücken
  • 3 EL Olivenöl
  • 2 Zwiebeln
  • 1 Knoblauchzehe
  • 200 g Champignons
  • 100 ml Rinderbrühe
  • 100 ml Weißwein
  • 50 g Trauben
  • 1 Lorbeerblatt
  • Salz und Pfeffer nach Geschmack

Zubereitung

  1. Vorbereitung der Zutaten:
    Die Zwiebeln in Streifen, die Knoblauchzehe in kleine Würfel schneiden. Das Kaninchen waschen und in 4 oder 8 Stücke teilen. Die Champignons in Scheiben schneiden. Die Rinderbrühe aufkochen und beiseite stellen.

  2. Anbraten des Kaninchens:
    In einer Pfanne das Olivenöl erhitzen. Die Zwiebeln und den Knoblauch darin andünsten, bis sie weich sind. Anschließend das Kaninchen hinzufügen und von allen Seiten anbraten, bis es goldbraun ist.

  3. Soße zubereiten:
    Das Lorbeerblatt in die Pfanne geben und mit Weißwein ablöschen. Die Flüssigkeit bis zur Hälfte einköcheln lassen.

  4. Schmoren des Kaninchens:
    Die Rinderbrühe nach und nach in die Pfanne geben und das Kaninchen bei mittlerer Hitze etwa 40 Minuten schmoren lassen.

  5. Abschluss:
    15 Minuten vor Ende der Garzeit die Champignon-Scheiben und Trauben in die Pfanne geben. Nach Ablauf der Garzeit servieren.


Verfeinerung und Geschmack

Die verschiedenen italienischen Kaninchenrezepte teilen sich einige gemeinsame Elemente, wie die Verwendung von Oliven, Kräutern und Wein. Allerdings unterscheiden sie sich in der Verwendung von süß-sauren Aromen (agrodolce), dem Geschmack der Soße (rot oder weiß), sowie in den regionalen Zutaten. So ist das Kaninchen in Sizilien oft tomatenbasiert und süß-scharf, während in Ligurien Weißwein, Taggiasca-Oliven und Pinienkerne dominieren.

Diese Gerichte sind nicht nur kulinarisch, sondern auch kulturell bedeutsam. Sie reflektieren die Einflüsse, die Italien über Jahrhunderte durch den Handel, die Migration und die Kolonisation erfahren hat. In der Regionalküche Italiens ist das Kaninchenfleisch ein Symbol für die bäuerliche Tradition, die mediterrane Lebensweise und die kulturelle Identität.


Schlussfolgerung

Italienische Kaninchenrezepte sind eine spannende Mischung aus Tradition, Aromatik und kultureller Identität. Ob in der süditalienischen Variante Coniglio ai Capperi, der sizilianischen Coniglio alla Siciliana, der ligurischen Coniglio alla Ligure oder der toskanischen Coniglio in Bianco – jede Rezeptur bringt ihre eigenen Aromen und Techniken ein. Diese Gerichte sind nicht nur kulinarisch, sondern auch symbolisch, denn sie spiegeln die Geschichte Italiens wider. Die Zubereitung ist aufwendig, aber die Ergebnisse sind immer lohnenswert, da das Kaninchenfleisch in einer würzigen Sauce zart und geschmackvoll wird. Egal ob bei Festen, im Familienkreis oder in der professionellen Gastronomie – italienisches Kaninchen ist eine Delikatesse, die man nicht missen sollte.


Quellen

  1. Coniglio ai Capperi - Kaninchen süditalienische Art
  2. Kaninchen Sizilianische Art
  3. Kaninchen auf ligurische Art
  4. Coniglio alla Ligure
  5. Coniglio alla Ligure – Filmbezug
  6. Coniglio in Bianco

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