Buchweizen in der italienischen Küche: Rezepte und kulinarische Traditionen

Der Buchweizen hat sich über die Jahrhunderte in der italienischen Küche, insbesondere in den alpinen Regionen, als vielseitiges und nahrhaftes Grundnahrungsmittel etabliert. Seine Verwendung reicht von traditionellen Nudelgerichten bis hin zu süßen Kuchen, die den nussigen Geschmack dieses Pseudogetreides perfekt zur Geltung bringen. In der Region Südtirol, im Trentino, aber auch in der Schweiz und Österreich hat sich der Buchweizen als Kulturpflanze und kulinarische Grundlage entwickelt, die bis heute in der traditionellen Küche eine große Rolle spielt.

In diesem Artikel wird der Buchweizen in seiner italienischen kulinarischen Vielfalt beleuchtet. Fokussiert wird dabei auf das Rezept des Buchweizenkuchens, der als „Torta di Grano Saraceno“ bezeichnet wird, sowie auf weitere Gerichte wie die Buchweizen-Tagliatelle mit Steinpilzen und Speck. Neben der Zubereitung und Zutaten werden auch die Ursprünge, Verbreitung und kulturelle Bedeutung dieser Gerichte erläutert. Zudem werden Hintergrundinformationen zu den Eigenschaften des Buchweizens als Zutat gegeben, darunter seine Herkunft und Nährwerte.

Ursprung und kulturelle Bedeutung des Buchweizens in Italien

Der Buchweizen, italienisch grano saraceno, hat eine lange Geschichte in den alpinen Regionen Italiens, insbesondere in Südtirol und im Trentino. Diese Regionen zeichnen sich durch karge Böden und kühles Klima aus, weshalb Getreidesorten wie Weizen oft nicht gut anbaubar waren. Der Buchweizen, hingegen, ist für solche Bedingungen bestens geeignet. Seine Anbauweise und Verarbeitung entwickelten sich über Generationen hinweg zu einer wichtigen Säule der regionalen Ernährung.

Laut den bereitgestellten Quellen ist der Buchweizenkuchen, auch bekannt als Torta di Grano Saraceno, ein typisches Südtiroler Gericht, das in der alpinen Küche eine bedeutende Rolle spielt. Der Kuchen hat sich über die Grenzen der Region hinaus verbreitet und wird heute nicht nur in Südtirol, sondern auch im Trentino, in der Schweiz und Österreich geschätzt. Seine Verbreitung erfolgte über Wanderer, Reisende und kulinarische Enthusiasten, die die Einzigartigkeit dieses Kuchens entdeckten und weitertrugen.

Ein weiteres Beispiel für die Integration des Buchweizens in die italienische Küche sind die Pizzoccheri, Buchweizennudeln, die in der lombardischen Region Valtellina an der Grenze zur Schweiz hergestellt werden. In dem Dörfchen Teglio, wo diese Nudeln besonders verbreitet sind, wurde sogar eine Accademia del Pizzocchero gegründet, was unterstreicht, wie stark die Buchweizenkochkunst in der regionalen Identität verankert ist.

Der Buchweizenkuchen: Rezept und Zubereitung

Zutaten

Für einen Buchweizenkuchen mit einem Durchmesser von 26 cm werden folgende Zutaten benötigt:

  • 200 g Buchweizenmehl
  • 100 g gemahlene Mandeln oder Haselnüsse
  • 200 g Zucker
  • 200 g weiche Butter
  • 4 Eier (getrennt)
  • 1 Teelöffel Backpulver
  • Eine Prise Salz
  • 200 g Preiselbeermarmelade
  • Puderzucker zum Bestäuben
  • Optional: Schlagsahne zum Servieren

Zubereitung

  1. Ofen vorheizen und Form vorbereiten:
    Heizen Sie den Ofen auf 180 °C (Ober- und Unterhitze) vor. Fetten Sie eine Springform mit Butter ein und bestäuben Sie sie mit etwas Buchweizenmehl, um ein Anbacken des Teigs zu verhindern.

  2. Butter und Zucker schaumig schlagen:
    In einer großen Schüssel die weiche Butter mit dem Zucker cremig und schaumig schlagen. Dieser Schritt ist entscheidend, da er dem Kuchen seine luftige Textur verleiht.

  3. Eigelbe unterheben:
    Die Eigelbe werden nach und nach unter die Butter-Zucker-Mischung gegeben. Jedes Eigelb gut unterheben, bis die Masse homogen ist.

  4. Trockenmischung vorbereiten:
    In einer separaten Schüssel Buchweizenmehl, gemahlene Mandeln oder Haselnüsse sowie Backpulver miteinander vermengen. Diese trockenen Zutaten sollten gut vermischt sein, um eine gleichmäßige Verteilung zu gewährleisten.

  5. Trockene Zutaten unter die flüssige Masse heben:
    Die trockenen Zutaten werden vorsichtig unter die Butter-Zucker-Ei-Mischung gehoben. Dabei darauf achten, nicht zu kräftig zu rühren, um die Luftbläschen nicht zu zerstören.

  6. Marmelade einstreuen:
    Vor dem Backen wird die Preiselbeermarmelade auf dem Teig verteilt. Um ein Durchsickern zu verhindern, sollte die Marmelade vorher mit etwas Buchweizenmehl bestäubt werden.

  7. Backen und abkühlen lassen:
    Der Kuchen wird für etwa 40–45 Minuten im Ofen gebacken, bis er goldbraun ist und mit dem Zahnstocher getestet wird. Anschließend abkühlen lassen und mit Puderzucker bestäuben.

  8. Servieren:
    Der Buchweizenkuchen kann pur, mit Schlagsahne oder auch zu einem Kaffee serviert werden. Er eignet sich sowohl als Dessert als auch als Nachmittagsleckerei.

Hintergrund des Rezeptes: Warum Buchweizen?

Der Buchweizen hat in der italienischen, insbesondere in der alpinen, Küche eine besondere Stellung. Er ist ein sogenanntes Pseudogetreide, was bedeutet, dass er zwar wie ein Getreide verarbeitet wird, aber in der Pflanzenwelt nicht zur Getreidefamilie gehört. Seine Herkunft ist vielfach mit der islamischen Welt verbunden, was sich auch in der Bezeichnung grano saraceno widerspiegelt. Saraceno bezeichnet im historischen Kontext die Sarazenen, also islamische Völker, und deutet darauf hin, dass der Buchweizen in Europa durch Kontakte mit dem Nahen Osten eingeführt wurde.

Im Laufe der Zeit wurde der Buchweizen in den alpinen Regionen Italiens, insbesondere in Südtirol und im Trentino, zu einem unverzichtbaren Bestandteil der regionalen Ernährung. Er wächst gut in den kargen, kühlen Höhenlagen und wurde oft als Ersatz für Weizen genutzt. Die traditionellen Rezepte, die heute noch in Familien und Restaurants zubereitet werden, haben sich über Generationen hinweg weiterentwickelt und sind heute nicht nur aus kulinarischen Gründen, sondern auch aus kulturellen Gründen von Bedeutung.

Ein weiteres Argument für die Verbreitung des Buchweizens ist seine Nährstoffdichte. Er ist reich an Proteinen, ungesättigten Fettsäuren und Mineralstoffen wie Eisen, Zink und Magnesium. Zudem enthält er keinen Gluten, was ihn für Menschen mit Glutenunverträglichkeit oder Zöliakie interessant macht. In der italienischen Küche ist er daher auch als alternative Zutat in glutenfreien Gerichten beliebt.

Buchweizen in weiteren italienischen Rezepten

Neben dem Kuchen hat der Buchweizen auch in italienischen Nudelgerichten eine wichtige Rolle. Ein besonders bekanntes Beispiel ist das Gericht Tagliatelle al Grano Saraceno con funghi porcini e speck alla trentina (Buchweizen-Tagliatelle mit Steinpilzen und Speck). Dieses Rezept stammt aus dem Trentino, wo es als typisches Herbstgericht geliebt wird.

Zutaten (für 4 Portionen)

  • 300 g Buchweizen-Tagliatelle
  • 200 g Steinpilze (frisch oder getrocknet)
  • 200 g Speck (z. B. Parma)
  • 1 Zwiebel, gehackt
  • 2 Knoblauchzehen, gehackt
  • 100 ml Rotwein
  • 100 ml Sahne
  • Salz und Pfeffer nach Geschmack
  • Etwas Olivenöl
  • Petersilie zum Garnieren

Zubereitung

  1. Nudeln kochen:
    Die Buchweizen-Tagliatelle in Salzwasser kochen, bis sie al dente sind. Anschließend abgießen und beiseite stellen.

  2. Speck anbraten:
    In einer großen Pfanne etwas Olivenöl erhitzen. Den Speck darin in kleine Würfel schneiden und kurz anbraten, bis er knusprig wird.

  3. Zwiebeln und Knoblauch anbraten:
    Die gehackte Zwiebel und den Knoblauch zur Pfanne geben und bei mittlerer Hitze glasig werden lassen.

  4. Steinpilze zugeben:
    Die Steinpilze (vorher in Streifen geschnitten) werden zur Pfanne gegeben und mit angebraten. Sie sollten etwas Farbe annehmen.

  5. Rotwein zugeben:
    Den Rotwein in die Pfanne gießen und köcheln lassen, bis die Flüssigkeit fast vollständig verdunstet ist.

  6. Sahne einrühren:
    Die Sahne wird unter die Pfanne gerührt und die Mischung für weitere 5–10 Minuten köcheln lassen, bis sie etwas eindickt.

  7. Nudeln unterheben:
    Die vorgekochten Tagliatelle werden in die Pfanne gegeben und vorsichtig untergehoben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

  8. Servieren:
    Das Gericht wird warm serviert, idealerweise mit einer Prise frisch gehackter Petersilie als Garnierung.

Warum dieses Gericht besonders ist

Die Kombination aus Buchweizen, Steinpilzen und Speck ist typisch für die Region Trentino. Der Buchweizen gibt den Nudeln einen nussigen Geschmack und eine feste Textur, während die Steinpilze eine erdige Note hinzufügen. Der Speck gibt dem Gericht eine deftige, knusprige Note, die in Kombination mit der cremigen Sahnesauce eine harmonische Balance schafft. Dieses Gericht ist daher nicht nur geschmacklich beeindruckend, sondern auch ein Beispiel für die regionale Vielfalt der italienischen Küche.

Weitere Buchweizen-Traditionen in Italien

Neben dem Kuchen und den Tagliatelle ist der Buchweizen auch in Form von Pizzoccheri ein bekanntes Gericht, das in der Region Valtellina im Norden der Lombardei hergestellt wird. Die Pizzoccheri sind dünne, breite Buchweizennudeln, die traditionell mit Kohl, Speck und Käse serviert werden. Sie sind ein typisches Winterspeise, die in den Bergen Italiens oft auf dem Herd gebraten werden.

Die Herstellung der Nudeln erfolgt manuell, weshalb sie oft als Handarbeit bezeichnet werden. In dem Dörfchen Teglio, wo die Pizzoccheri besonders verbreitet sind, wurde sogar eine Accademia del Pizzocchero gegründet, um die Tradition und die Herstellungstechnik dieses Gerichts zu bewahren und weiterzugeben. Das zeigt, wie sehr die Buchweizenkochkunst in der regionalen Identität verankert ist.

Tipps zur Aufbewahrung und Variationen

Der Buchweizenkuchen lässt sich gut aufbewahren und ist auch für die Vorbereitung im Voraus geeignet. Bei richtiger Lagerung in einem luftdichten Behälter hält er sich bis zu fünf Tage bei Zimmertemperatur. Zudem kann er auch eingefroren werden, wobei er bis zu drei Monate in der Gefriertruhe aufbewahrt werden kann. Dazu ist es wichtig, den Kuchen luftdicht in Frischhaltefolie zu wickeln, um eine Überfrostung und Austrocknung zu vermeiden.

Für diejenigen, die den Kuchen variieren möchten, bietet sich die Verwendung anderer Fruchtmarmeladen an. Neben Preiselbeeren können auch Himbeeren, schwarze Johannisbeeren oder Erdbeeren verwendet werden, um andere Geschmacksrichtungen zu kreieren. Zudem kann der Kuchen ohne Marmelade gebacken werden und stattdessen mit einer Cremefüllung oder Früchten garniert werden.

Ein weiterer Tipp ist die Zugabe von gemahlene Mandeln oder Haselnüsse, die nicht nur den nussigen Geschmack verstärken, sondern auch dazu beitragen, dass der Kuchen saftiger bleibt. Diese Zutat ist daher besonders empfehlenswert, wenn der Kuchen über einen längeren Zeitraum aufbewahrt wird.

Fazit

Der Buchweizen ist in der italienischen, insbesondere in der alpinen, Küche ein unverzichtbares Element, das sowohl in süßen als auch in deftigen Gerichten seine Stärken entfaltet. Sein nussiger Geschmack, die nahrhafte Zusammensetzung und seine Anbauverträglichkeit in kargen Höhenlagen haben dazu geführt, dass er in der Region Südtirol, im Trentino und anderen alpinen Regionen eine feste Stellung eingenommen hat.

Gerichte wie der Buchweizenkuchen, die Buchweizen-Tagliatelle oder die Pizzoccheri sind nicht nur kulinarische Köstlichkeiten, sondern auch Ausdruck der regionalen Tradition und Identität. Sie zeigen, wie ein einfaches Getreide wie der Buchweizen in Kombination mit lokalen Zutaten und traditionellen Kochtechniken zu Gerichten mit großer geschmacklicher und kultureller Bedeutung werden kann.

Mit einfachen Zutaten und klarer Zubereitungsmethode sind diese Rezepte auch für Hobbyköche leicht nachzuvollziehen und eignen sich gut für Familienabende oder kulinarische Erkundungen der italienischen Küche. Ob als süßer Kuchen oder als herzhaftes Hauptgericht – der Buchweizen hat in der italienischen Küche viel zu bieten und verdient auf jeden Fall mehr Aufmerksamkeit in der heimischen Küche.

Quellen

  1. Buchweizenkuchen Rezept
  2. Buchweizen in der italienischen Küche
  3. Buchweizen-Tagliatelle-Rezept
  4. Pizzoccheri mit Wirsing

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