Der Nebennieren-Cocktail: Rezept und Wirkung im Faktencheck

Der sogenannte „Nebennieren-Cocktail“, auch als „Cortisol-Cocktail“ bekannt, hat in den sozialen Medien, insbesondere auf Plattformen wie Instagram und TikTok, regen Zuspruch erfahren. Versprochen wird, dass das Getränk nicht nur bei Stressentgegenwirken, sondern auch beim Abnehmen oder bei ADHS-ähnlichen Symptomen unterstützen könne. Doch was genau ist ein Cortisol-Cocktail, und kann er tatsächlich etwas bewirken? In diesem Artikel werden die Hintergründe, der Rezeptbestand sowie die medizinischen Einschätzungen ausführlich dargestellt.

Was ist Cortisol?

Cortisol ist ein Hormon, das in den Nebennieren gebildet wird und eine zentrale Rolle in der Regulation des Stoffwechsels, der Blutzuckersteuerung sowie der Reaktion auf Stress spielt. Es ist deshalb auch als „Stresshormon“ bekannt. In geringen Mengen ist Cortisol unverzichtbar für den Körper, da es unter anderem den zirkadianen Rhythmus reguliert und entzündungshemmend wirkt. Problematisch wird es erst, wenn der Cortisolspiegel dauerhaft erhöht bleibt, was zu einer Reihe von gesundheitlichen Störungen führen kann, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlafstörungen und ein geschwächtes Immunsystem.

Die Grundannahme des Cortisol-Cocktails

Die Idee hinter dem sogenannten Cortisol-Cocktail ist, dass bestimmte Zutaten den Cortisolspiegel senken und so Stress entgegenwirken können. Zudem soll der Cocktail den Blutzucker regulieren, wodurch Heißhunger reduziert und der Abnehmprozess unterstützt werden könnte. Diese Behauptungen sind jedoch bislang nicht durch wissenschaftliche Studien belegt. Experten warnen davor, den Cocktail als Wundermittel zu betrachten, aber auch, dass er in akuten Stressphasen eine gewisse unterstützende Wirkung haben könnte, insbesondere durch die enthaltenen Nährstoffe.

Rezept und Zubereitung

Das Rezept für den Cortisol-Cocktail ist relativ einfach und kann mit gängigen Zutaten aus dem Supermarkt zubereitet werden. Es gibt zwei leicht unterschiedliche Rezepte aus den bereitgestellten Quellen, die sich jedoch in der Menge der Zutaten und den optionalen Bestandteilen unterscheiden.

Rezept 1 (aus Quelle 1):

  • 200 ml Orangensaft
  • 200 ml Kokoswasser
  • ½ Teelöffel Meersalz (optional)
  • 1 Teelöffel Ingwerpulver (optional)
  • 1 Teelöffel Kollagen- oder Magnesiumpulver

Rezept 2 (aus Quelle 2):

  • 200 ml Kokosnusswasser
  • Saft einer halben Zitrone
  • 50 ml frisch gepresster Orangensaft
  • 1 Teelöffel Magnesiumpulver
  • ¼ Teelöffel feines Salz
  • Sprudelwasser zum Abschmecken

Beide Rezepte enthalten Elektrolyte wie Kalium, Magnesium und Natrium, die für die Stabilisierung des Flüssigkeitshaushalts wichtig sind. Magnesium ist zudem als beruhigender Wirkstoff bekannt und kann direkt die Cortisolproduktion über die HPA-Achse (Hypothalamus-Hypophyse-Nebennieren-Achse) hemmen. Es kann Muskeln entspannen, die Schlafqualität fördern und die Herzfrequenz senken. Kokosnusswasser und Orangensaft tragen zudem durch ihre hohen Vitamin- und Mineralstoffgehalte zur Stärkung der körpereigenen Abwehr bei.

Medizinische Einschätzung

Zwar wird dem Cortisol-Cocktail eine positive Wirkung auf die Regulation des Cortisolspiegels nachgesagt, doch Experten betonen, dass er kein Ersatz für eine medizinische Behandlung bei chronischem Stress oder Burnout ist. In akuten Stressphasen kann er jedoch als natürlicher Support dienen, insbesondere wenn der Körper durch Elektrolyte, Magnesium und Vitamin C unterstützt wird. Es ist wichtig, dass die Zutaten in der richtigen Menge eingenommen werden, um nicht in eine Überdosierung zu geraten, insbesondere bei Salzen und Magnesiumpräparaten.

Einige Mediziner warnen auch davor, den Cocktail ohne Rücksprache mit einem Arzt regelmäßig einzunehmen, insbesondere bei bestehenden Erkrankungen oder Medikamenteneinnahme. Die Kombination aus Salz, Magnesium und Zucker kann beispielsweise bei Menschen mit Bluthochdruck oder Diabetes problematisch sein.

Kritische Betrachtungen

Die Wirksamkeit des Cortisol-Cocktails als „Anti-Stress-Getränk“ ist wissenschaftlich bislang nicht ausreichend belegt. Es gibt keine umfassenden Studien, die die Behauptungen über die Cortisolreduktion oder die Abnehm- und ADHS-Behandlungswirkung stützen. Zudem ist der Cocktail nicht als medizinisches Präparat anerkannt und sollte deshalb nicht als Ersatz für bewährte Therapien betrachtet werden.

Einige Nutzer berichten jedoch von subjektiven Verbesserungen bei Stress, Energie und Schlaf, was darauf hindeutet, dass der Cocktail möglicherweise eine placebo-ähnliche Wirkung hat. Dies kann zwar beruhigend wirken, ist aber keine ursächliche Therapie. Es ist also wichtig, realistische Erwartungen zu haben und den Cocktail nicht überzubewerten.

Alternativen und Ergänzungen

Neben dem Cortisol-Cocktail gibt es zahlreiche andere Methoden, um Stress zu reduzieren und den Cortisolspiegel zu regulieren. Dazu gehören:

  • Ausreichend Schlaf: Ein stabiler Schlaf-Wach-Rhythmus ist entscheidend für die Cortisolregulation.
  • Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität hilft nicht nur, den Stress abzubauen, sondern auch den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren.
  • Entspannungstechniken: Yoga, Meditation oder Atemübungen können den Cortisolspiegel verringern und das Wohlbefinden steigern.
  • Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten fördert die körperliche und geistige Gesundheit.
  • Soziale Unterstützung: Ein gutes soziales Umfeld und emotionale Verbundenheit tragen zur Stressreduktion bei.

Auch im Zusammenhang mit der Darmgesundheit und der Regulation der Darmflora – wie in einigen der Quellen erwähnt – kann eine ausgewogene Ernährung mit Prä- und Probiotika eine unterstützende Wirkung haben. Insbesondere bei chronischen Erkrankungen wie Colitis ulcerosa (Cu) oder Morbus Crohn (CED) ist eine sorgfältige Ernährung ein wichtiger Bestandteil der Therapie.

Fazit

Der Cortisol-Cocktail ist ein Trendgetränk, das in sozialen Netzwerken regen Zuspruch erfährt und als natürliche Methode zur Stressreduktion beworben wird. Er besteht aus einfachen Zutaten, die in der Regel leicht zugänglich sind und die in gewissem Umfang den Flüssigkeitshaushalt und den Cortisolspiegel beeinflussen können. Allerdings ist seine Wirksamkeit wissenschaftlich nicht ausreichend belegt, und er ersetzt keine medizinische Behandlung bei chronischen Stresssymptomen oder anderen Erkrankungen.

Wenn der Cocktail als Teil einer umfassenden Strategie zur Stressreduktion eingesetzt wird – in Kombination mit ausreichend Schlaf, Bewegung, Entspannungstechniken und einer gesunden Ernährung –, kann er eine unterstützende Rolle spielen. Es ist jedoch wichtig, realistische Erwartungen zu haben und den Cocktail nicht als Wundermittel zu betrachten.

Quellen

  1. Cortisol Cocktails im Faktencheck: Was kann das Trend-Getränk der Influencer?
  2. Anti-Stress-Cocktail Rezept: Cortisol Drink
  3. Alternative Behandlung bei Cu!

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