Der Milano-Torino: Ursprung, Zubereitung und Abkömmlinge des italienischen Klassikers
Der Milano-Torino, auch als Mi-To oder MiTo bekannt, ist ein klassischer italienischer Cocktail, der in der Geschichte der Mixologie eine bedeutende Rolle spielt. Er gilt als direkter Vorfahr des Americano und des Negroni und ist somit eine zentrale Figur in der Entwicklung der italienischen Cocktailkultur. Seine schlichte, aber harmonische Kombination aus bitterem Campari und süßem Wermut macht ihn zu einem Getränk mit komplexen Geschmacksnoten, das sowohl erfrischend als auch wohltuend wirkt.
Die Herkunft des Drinks ist eng mit der Geschichte der italienischen Alkoholproduktion verknüpft. Campari stammt aus Mailand, Wermut (oder Punt e Mes) aus Turin – daher der Name Milano-Torino. Die Zutaten reflektieren nicht nur die geografischen Ursprünge, sondern auch die kulinarischen Traditionen des Landes. In den folgenden Abschnitten wird das Rezept, die Zubereitungsmethode, die verschiedenen Variationen und die historische Entwicklung des Cocktails detailliert beschrieben.
Geschichte des Milano-Torino
Der Milano-Torino entstand im 19. Jahrhundert, und laut mehreren Quellen wurde er erstmals in Mailand gemixt. Einige Recherchequellen, wie etwa Jim Meehan in seinem Werk „Meehan’s Bartender Manual“ (2017), nennen die 60er Jahre des 19. Jahrhunderts als Zeitpunkt seiner Entstehung. Der Name leitet sich aus der Herkunft der Zutaten ab: Campari, der von Gaspare Campari in Mailand erfunden wurde, und Punt e Mes, ein süßer Wermut, der in Turin entstand.
Die Entstehung des Namens ist interessant. Ein Börsenmakler soll den Wermut in Turin als „Punt e Mes“ bezeichnet haben, wobei sich dieser Ausdruck aus einer Verwechslung in der Bestellung ergab. Der Begriff „Punt e Mes“ (was übersetzt etwa „Punkt und Hälfte“ bedeutet) entstand, als er einen Wermut mit der Hälfte der Chinarinde als üblich bestellte. Dieses historische Detail unterstreicht, wie eng der Cocktail mit der italienischen Kultur verbunden ist.
In der heutigen Zeit ist der Milano-Torino auf vielen Barkarten nicht mehr allzu häufig zu finden, doch er gilt als der Urgroßvater des Negroni. Dieser Cocktail entstand, als Graf Camillo Negroni im Jahr 1919 oder 1920 im Caffè Casoni in Florenz einen „kräftigeren Americano“ bestellte – und der Barkeeper Fosco Scarselli den Gin in die Mischung einbrachte. Der Americano selbst wiederum ist eine Variante des Milano-Torino, bei der Campari und Wermut mit Sodawasser gestreckt werden.
Zubereitung des Milano-Torino
Der Milano-Torino ist ein klassischer Rührdrink mit einfachen, aber präzise dosierten Zutaten. Die Zubereitung ist schnell, doch sie erfordert ein wenig Aufmerksamkeit, um das optimale Geschmackserlebnis zu erzielen. Die Grundrezeptur besteht aus gleichen Teilen Campari und rotem Wermut, wobei das Glas oft mit einer Orangenzeste garniert wird.
Zutaten
- 4,5 cl Campari
- 4,5 cl roter Wermut (Punt e Mes)
- 1 Orangenzeste (für die Garnitur)
Zubereitung
- Rührglas auf Eis füllen: Campari und roter Wermut in ein Rührglas mit viel Eis geben.
- Etwa eine Minute rühren: Der Cocktail sollte gut gekühlt und homogen gemischt werden.
- In einen Tumbler abgießen: Der Cocktail wird in ein bereits gekühltes Glas mit frischem Eis abgegossen.
- Garnieren: Mit einer Orangenzeste oder einem Orangenschnitz garnieren.
- Servieren: Sofort genießen.
Alternativ kann das Glas vorher in den Gefrierschrank gestellt werden, um es optimal zu kühlen. Nachdem die Zutaten in das Glas gegeben wurden, wird Eis hinzugefügt und der Cocktail vorsichtig gerührt, um ihn weiter abzukühlen. Die Orangenzeste dient nicht nur der optischen Wirkung, sondern auch dazu, die Aromen des Campari und des Wermuts zu verstärken.
Variante: Der Americano
Ein weiteres Ableger des Milano-Torino ist der Americano. Dieser Cocktail entstand, als amerikanische Gäste im Caffee Camparino in Mailand die Mischung abschwächen wollten. Dazu wurde Sodawasser hinzugefügt, was den Cocktail erfrischender machte und zugleich seine Alkoholkonzentration reduzierte. Der Americano besteht also aus:
- 4 cl Campari
- 4 cl roter Wermut
- Sodawasser
- Orangenscheibe
Die Zubereitung ist ähnlich wie beim Milano-Torino, wobei der Americano meist im Glas gebaut wird – also Campari und Wermut direkt in ein mit Eis gefülltes Glas gegeben und anschließend mit Sodawasser aufgefüllt werden. Dieser Cocktail eignet sich besonders gut als Aperitif und ist ideal für warme Tage.
Abweichungen und Kreativität in der Zubereitung
Obwohl der klassische Milano-Torino aus Campari und rotem Wermut besteht, gibt es Raum für kreative Abweichungen. Einige Barkeeper bevorzugen beispielsweise Aperol anstelle von Campari, was den Cocktail milder, fruchtiger und weniger intensiv macht. Dies ist eine gute Alternative, wenn es um ein sommerlicheres oder mildes Geschmackserlebnis geht.
Auch beim Wermut gibt es Spielraum. Neben dem Mancino Rosso (ein Favorit, der den bitteren Campari gut ausbalanciert) können auch andere Marken wie Carpano Antica Formula verwendet werden. Diese Wermutsorte ist traditionell und bringt eine komplexe, herbe Note mit. Ein weiterer Wermut, Carpano Punt e Mes, ist bekannt für seine herbe, bittere Kante, was den Cocktail intensiver macht.
Wichtige Hinweise
- Der Alkoholgehalt des Milano-Torino ist relativ hoch, etwa 28 %, was ihn zu einem kräftigen Getränk macht. Aus diesem Grund ist es empfehlenswert, ihn mit Snacks, italienischen Antipasti oder Fingerfood zu genießen.
- Bei der Zubereitung ist es wichtig, dass beide Zutaten in gleichen Mengen verwendet werden, um das Geschmacksverhältnis zu erhalten. Eine Abweichung von mehr als 10 % kann den Charakter des Cocktails verfälschen.
- Das Rühren ist entscheidend. Es sorgt nicht nur für die Kühlung, sondern auch für eine gleichmäßige Vermischung der Aromen. Eine alternative Methode wäre das Shaken, doch im klassischen Rezept wird gerührt.
Variationen und moderne Abwandlungen
Neben dem Americano gibt es auch andere, moderne Abwandlungen des Milano-Torino, die sich auf die Kreativität und die Anpassung an verschiedene Gelegenheiten stützen. Eine solche Variante ist der Negroni Sbagliato, bei dem der Gin durch Prosecco ersetzt wird. Dieser Cocktail entstand angeblich durch einen Zufall, als ein Barkeeper versehentlich Prosecco statt Gin verwendete. Die Mischung aus Campari, rotem Wermut und Prosecco ist leichter und prickelnder und eignet sich besonders gut für warme Sommerabende.
Eine weitere raffinierte Variante, die vor allem in der Region Modena bekannt ist, ist der Negroni mit Balsamico-Essig. Hierbei werden ein paar Tropfen aromatischen Balsamico hinzugefügt, idealerweise echter Aceto Balsamico Tradizionale, um dem Cocktail eine tiefe, süß-säure Komponente zu verleihen. Dies ist eine exklusive Variante, die sich durch ihre Einzigartigkeit auszeichnet.
Der Milano-Torino in der heutigen Mixologie
Obwohl der Milano-Torino nicht mehr so häufig auf Barkarten zu finden ist wie früher, hat er in der heutigen Mixologie eine gewisse Renaissance erlebt. Er wird als Urgroßvater des Negroni angesehen und spielt somit eine historische Rolle in der Entwicklung italienischer Cocktailkunst. Seine Kombination aus bitteren und süßen Aromen macht ihn zu einem außergewöhnlichen Geschmackserlebnis, das sich sowohl bei Einzelpersonen als auch in Bars und Restaurants gut anbietet.
Der Cocktail eignet sich besonders gut als Aperitif, da er die Sinne wach ruft und den Hunger auf ein Hauptgericht steigert. Seine leuchtend rote Farbe ist optisch ansprechend und macht ihn zu einem idealen Gastgebercocktail – er ist einfach, aber elegant und passt zu verschiedenen Anlässen.
Tipps für die perfekte Zubereitung
- Eis: Verwenden Sie frisches, qualitativ hochwertiges Eis, um die Kühle und das Aromaprofil nicht zu beeinträchtigen.
- Glas: Ein Tumbler oder ein Whiskyglas eignet sich am besten. Vorab im Kühlschrank oder Gefrierschrank abgekühlt, verhindert man, dass der Cocktail zu schnell schmilzt oder sich die Wände beschlagen.
- Garnitur: Die Orangenzeste dient nicht nur der optischen Wirkung, sondern auch dazu, die Aromen zu intensivieren. Ein kleiner Schnitt am Ende der Zeste genügt, um sie zu verwenden.
- Kontrolle: Achten Sie darauf, dass die Zutaten in gleichen Mengen gemischt werden. Eine Abweichung kann das Aromaprofil stark beeinflussen.
Fazit
Der Milano-Torino ist ein italienischer Klassiker, der sich durch seine einfache, aber präzise Rezeptur, seine historische Relevanz und seine komplexen Geschmacksnoten auszeichnet. Er ist der Urgroßvater des Americano und des Negroni und hat somit eine zentrale Rolle in der Entwicklung der italienischen Cocktailkultur. Obwohl er heute nicht mehr so häufig serviert wird, bleibt er ein faszinierendes Beispiel für die Kreativität und die Tradition der italienischen Mixologie.
Mit seiner Kombination aus bitterem Campari und süßem Wermut ist er ein Getränk, das sowohl erfrischend als auch wohltuend wirkt. Die Zubereitung ist einfach, aber es ist wichtig, die richtigen Zutaten und Methoden zu wählen, um das optimale Geschmackserlebnis zu erzielen. Durch kreative Abweichungen, wie den Einsatz von Aperol oder anderen Wermutsorten, kann der Cocktail auch modern und an verschiedene Gelegenheiten angepasst werden.
Insgesamt ist der Milano-Torino nicht nur ein Getränk, sondern auch eine geschichtliche und kulturelle Referenz, die in der heutigen Mixologie eine besondere Stellung einnimmt. Er ist ein Must-try für alle, die sich für italienische Cocktailkunst interessieren.
Quellen
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