Der Fliegercocktail: Eine Reise durch die Geschichte und Rezepte eines ikonischen Getränks
Der Fliegercocktail ist ein Getränk mit einer faszinierenden Geschichte, die sowohl in Berlin als auch in den USA Wurzeln schlug. In Deutschland ist der Fliegercocktail ein Likör-Mix, der traditionell aus Aprikosen, Orangen und weiteren Premium-Zutaten hergestellt wird und in der Berliner Luftfahrtgeschichte eine besondere Rolle spielt. In den USA hingegen bezeichnet der Begriff „Aviation Cocktail“ einen klassischen Cocktail, der aufgrund seiner einzigartigen violetten Farbe und seines floralen Geschmacksprofiles zu einem der beliebtesten Gin-Cocktails zählt.
Dieser Artikel beschreibt die historische Entwicklung beider Getränke, ihre Rezepte, Zubereitungsweisen und den Stellenwert, den sie in der heutigen Cocktailkultur einnehmen. Auf Basis der bereitgestellten Quellen werden sowohl die Berliner Fliegercocktail-Tradition als auch das Rezept des Aviation Cocktails detailliert vorgestellt. Zudem werden historische Rezepte sowie die Rolle der Zutaten, insbesondere der Crème de Violette, diskutiert.
Die Berliner Tradition des Fliegercocktails
Der MAMPE Fliegercocktail ist ein handgemachter Likör-Mix, der sich seit den 1920er Jahren in Berliner Kultur und Geschichte etabliert hat. Seine Zutaten bestehen aus saftigen Aprikosen, frischen Orangen und einer geheimen Auswahl weiterer Premium-Zutaten. Der Likör hat einen Alkoholgehalt von 35 % Vol. und wird entweder pur auf Eis getrunken oder mit trockenem Sekt oder Champagner gemischt. Die Flasche ist traditionell in Form eines Cocktail-Shakers gestaltet und wird in kleiner Auflage hergestellt.
Die Geschichte des Fliegercocktails ist eng verbunden mit der Luftfahrtgeschichte Deutschlands. In der Blütezeit der Luftfahrt war der Likör an Bord von Zeppelinen, auf den ersten Linienflügen von Lufthansa und später in der Business Class von Air Berlin zu finden. So entstand die Assoziation mit dem Fliegen, die bis heute Bestand hat. Der Name „Fliegercocktail“ entstand in den 1920er Jahren, als MAMPE nach neuen Produktideen suchte und den Namen „Cocktail“ für den neuen Likör wählte, um den Aspekt des Mixens zu unterstreichen.
Ein weiteres charakteristisches Merkmal des Berliner Fliegercocktails ist seine regionale Herkunft. Der Likör wird 100 % regional und lokal produziert, was ihm eine besondere Bodenständigkeit verleiht, trotz seiner „himmelswärts“ gerichteten Beziehung. Er ist somit nicht nur ein Getränk, sondern ein Symbol für Berliner Kultur und Tradition.
Der Aviation Cocktail – eine amerikanische Cocktaillegende
Im Gegensatz zum Berliner Fliegercocktail, der eine Likörbasierte Tradition vertritt, ist der Aviation Cocktail ein klassischer Alkoholkoktail, der in den USA entstand und sich dort bis heute bewahrt hat. Sein Name „Aviation“ bezieht sich auf die Zeit des frühen 20. Jahrhunderts, als Flugreisen noch als Luxus und Abenteuer betrachtet wurden. Der Cocktail ist bekannt für seine einzigartige violette Farbe, die hauptsächlich durch den Einsatz von Crème de Violette entsteht.
Der Aviation Cocktail wurde erstmals 1916 in Hugo Enslins' Cocktailbuch „Recipes for Mixed Drinks“ erwähnt. Enslin, ein deutscher Bartender, der in New York arbeitete, gilt als Erfinder des Aviation Cocktails. Er definierte das Rezept mit Gin, Maraschino-Likör, Crème de Violette und Zitronensaft, wobei die Kombination aus floralen und frischen Aromen eine außergewöhnliche Geschmackssymphonie erzeugt.
Die violette Farbe und das florale Aroma des Cocktails machten ihn schnell zu einem Publikumsmagnet. Das Getränk wurde in den USA und später weltweit beliebt und erhielt 2011 einen Platz in der „Unforgettables“-Liste der International Bartenders Association, was seine Bedeutung innerhalb der Cocktailkultur unterstreicht.
Rezept und Zubereitung des Aviation Cocktails
Das Rezept des Aviation Cocktails ist einfach, aber die Verfügbarkeit der Zutaten, insbesondere der Crème de Violette, kann eine Herausforderung darstellen. Der Cocktail besteht aus folgenden Zutaten:
- 5 cl Gin
- 1,5 cl Maraschino-Likör
- 0,5 cl Crème de Violette
- 2 cl Zitronensaft
Für die Garnitur wird oft eine Zitronenzeste verwendet.
Zubereitungsanleitung:
- Alle Zutaten mit Eiswürfeln kräftig shaken.
- Den Cocktail in ein vorgekühltes Martini-Glas oder eine Coupette abseihen.
- Mit einer Zitronenzeste garnieren.
- Serve.
Die Zubereitungszeit beträgt etwa 2 Minuten, was den Aviation Cocktail zu einem idealen Getränk für schnelle Aperitifs macht. Die Technik des Shaken ist entscheidend, um die Kombination aus Gin, Säure und floralen Noten optimal zu entfalten.
Notwendige Utensilien:
- Shaker
- Jigger (Messbecher)
- Strainer (Sieb)
- Coupette-Glas oder Martini-Glas
- Eiswürfel
Die historischen Rezepte des Aviation Cocktails
Der Aviation Cocktail hat sich im Laufe der Zeit leicht verändert. Die frühesten Rezepte stammen aus dem frühen 20. Jahrhundert und weisen oft andere Zutaten auf, da die Verfügbarkeit von Crème de Violette damals eingeschränkt war. Einige historische Varianten des Aviation Cocktails enthielten beispielsweise Applejack, Limonensaft, Absinthe oder Grape Juice, wobei sich das Hauptmerkmal des Cocktails – die violette Farbe – erst mit der Einführung der Crème de Violette etablierte.
Ein Beispiel für ein frühes Rezept stammt aus dem Jahr 1912 aus William Boothbys Buch „The World’s Drinks and How to Mix Them“. Es lautete:
„Equal parts of French Dubonnet wine and dry sherry, chilled thoroughly is called an Aviation. Serve in cold stem glasses. A flavor of orange peel may be squeezed over this beverage if desired.“
Ein weiteres Rezept von 1916 von Hugo Enslin ist heute als Standardrezept anerkannt:
„1/3 Lemon Juice, 2/3 Gin, 2 dashes Maraschino, 2 dashes Crème de Violette. Shake well in a mixing glass with cracked ice, strain and serve.“
Diese historischen Rezepte zeigen, dass der Aviation Cocktail sich über die Zeit weiterentwickelt hat, wobei der Kern – die Kombination aus floralen und frischen Aromen – bestehen blieb.
Die Rolle der Crème de Violette
Die Crème de Violette ist ein entscheidender Bestandteil des Aviation Cocktails. Dieser Likör verleiht dem Cocktail seine einzigartige violette Farbe und seinen floralen Geschmack. Er ist jedoch schwer zu finden und wurde lange Zeit nicht in großer Menge produziert. Erst mit einer Neuauflage durch Rothman & Winter im Jahr 2007 wurde die Crème de Violette wieder in der Cocktailwelt etabliert.
Einige Cocktailenthusiasten argumentieren, dass die modernen Versionen der Crème de Violette nicht das gleiche Aroma und die gleiche Intensität haben wie die historischen. Daher werden manche Cocktails ohne diesen Likör hergestellt oder stattdessen reiner Maraschino-Likör verwendet. Dies zeigt, dass der Aviation Cocktail sowohl in seiner klassischen Form als auch in alternativen Varianten genossen werden kann.
Der Fliegercocktail – ein Berliner Likör der besonderen Art
Der Fliegercocktail unterscheidet sich deutlich vom Aviation Cocktail, da er sich nicht auf Gin, sondern auf Aprikosen, Orangen und weiteren Premium-Zutaten basiert. Der Likör wird in Berlin hergestellt und hat sich dort als Kultgetränk etabliert. Er ist in der Regel als Ready-to-Drink-Likör erhältlich, der entweder pur oder mit Sekt gemischt getrunken wird.
Die Zubereitung des Berliner Fliegercocktails ist einfacher als die des Aviation Cocktails, da der Likör bereits abgemischt ist und lediglich mit weiteren Getränken ergänzt werden muss. Zudem ist die Geschichte des Fliegercocktails stark mit der Berliner Luftfahrtgeschichte verbunden, was den Likör zu einem Symbol für die Stadt macht.
Schlussfolgerung
Der Fliegercocktail und der Aviation Cocktail repräsentieren zwei verschiedene Traditionen, die sich in der Cocktailwelt nebeneinander befinden. Während der Berliner Fliegercocktail eine Likörbasierte Mischung ist, die in der Berliner Kultur und Geschichte verwurzelt ist, ist der Aviation Cocktail ein klassischer Gin-Cocktail, der sich durch seine einzigartige violette Farbe und sein florales Profil auszeichnet.
Beide Getränke haben sich über die Zeit bewahrt und genießen in der heutigen Zeit nach wie vor eine hohe Beliebtheit. Der Aviation Cocktail hat sich als Teil der internationalen Cocktailkultur etabliert, während der Fliegercocktail in Berlin eine besondere Rolle spielt und als regionaler Kultlikör gilt.
Die Entwicklung der Rezepte, insbesondere der Aviation Cocktail, zeigt, dass Cocktails sich über die Zeit verändern können, wobei ihre Kernmerkmale oft bestehen bleiben. Zudem zeigt sich, dass der Einsatz von bestimmten Zutaten, wie der Crème de Violette, eine entscheidende Rolle bei der Identität eines Cocktails spielt.
Quellen
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