Rheinische Eintöpfe: Sauerkraut mit Bohnen – Traditionelle Rezepte, Zubereitung und Hintergründe

Sauerkraut und Bohnen zählen in der rheinischen Küche zu den Klassikern. Die Kombination aus fermentiertem Weißkohl und sauren Bohnen oder Schnibbelbohnen ergibt herzhafte, nahrhafte Gerichte, die vor allem in den Wintermonaten beliebt sind. In Nordrhein-Westfalen, insbesondere im Rheinland, hat sich eine eigene Tradition gebildet, die eng mit der industriellen Produktion von Sauerkraut und Schnibbelbohnen verbunden ist.

Die im Folgenden beschriebenen Rezepte und Zubereitungsweisen basieren auf mehreren Quellen, die authentische Rezepte, historische Hintergründe und Tipps zur Zubereitung liefern. Ziel des Artikels ist es, einen umfassenden Überblick über die rheinischen Eintöpfe mit Sauerkraut und Bohnen zu geben, einschließlich der Zutaten, der Schritte zur Zubereitung und der kulinarischen sowie kulturellen Bedeutung dieser Gerichte.

Einführung in die rheinische Tradition

Im Rheinland sind Eintöpfe nicht nur ein Gericht, sondern auch eine Tradition. Insbesondere die Kombination aus Sauerkraut und Bohnen hat sich als urrheinische Spezialität etabliert. Die Herstellung von Sauerkraut durch Milchsäuregärung und die Einlegung von Bohnen oder Schnibbelbohnen in saure Brühe sind Methoden, die sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt haben.

Die industrielle Produktion von Sauerkraut im 19. Jahrhundert – insbesondere durch Firmen wie Leuchtenberg in Neuss – spielte eine große Rolle in der Verbreitung dieser Gerichte. Damals wurde Sauerkraut in Fässern geliefert und in Metzgereien und Lebensmittelläden angeboten. Heute sind viele dieser Produkte im Supermarkt oder online erhältlich, sodass auch heimische Köche und Köchinnen diese Gerichte ohne große Vorbereitung zubereiten können.

Die Rezepte aus den verschiedenen Quellen zeigen, dass sich die Grundzutaten und Zubereitungsweisen in den Details unterscheiden können, aber alle auf den selben Ursprung basieren: die Kombination aus fermentiertem Kohl und Bohnen.

Rezepte für Sauerkraut mit Bohnen

Rezept 1: Sauerkraut-Bohnen-Eintopf (Quelle 1)

Zutaten für 4 Portionen: - 200 g Fleischwurst - 2 Zwiebeln - 2 rote Paprika (à 150 g) - 1 EL (10 g) Öl - 1 Dose (850 ml) Sauerkraut - ½ l Bio-Gemüsebrühe - 1 Dose(n) (425 ml) Bohnenkerne - Salz - Pfeffer - ½ Bund Petersilie

Zubereitung: 1. Die Wurst aus der Haut lösen, halbieren und in Scheiben schneiden. 2. Die Zwiebeln schälen und fein würfeln. Die Paprika putzen, waschen und würfeln. 3. Das Öl in einem Topf erhitzen. Die Wurst kurz anbraten und herausnehmen. 4. Zwiebeln und Paprika im Bratfett andünsten. 5. Sauerkraut und Brühe zufügen. Die Bohnen abspülen und zum Sauerkraut geben. 6. Alles aufkochen und 25 Minuten garen. 7. Vor dem Servieren die Wurstscheiben zugeben. 8. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. 9. Die Petersilie waschen, hacken und über den Eintopf streuen.

Zubereitungszeit: ca. 45 Minuten
Nährwerte pro Person: - 300 kcal - 19 g Eiweiß - 12 g Fett - 24 g Kohlenhydrate

Rezept 2: Sauerkraut mit Bohnen (Quelle 3)

Zutaten für 4 Portionen: - 250 g weiße Bohnen - 500 g Sauerkraut - 500 g Kasseler Nacken - 1 Lorbeerblatt - 10 Wacholderbeeren - Salz - etwas fetten Speck - 1 Zwiebel

Zubereitung: 1. Die Bohnen am Abend vorher einweichen oder mit etwas Natron in ca. ½ l Wasser gar kochen. 2. In einem zweiten Topf das Kasseler in ½ l Wasser mit Wacholderbeeren und Lorbeerblatt ca. 30 Minuten kochen. 3. Das Sauerkraut dazugeben und weitere 20 Minuten kochen. 4. Die weichen Bohnen dazu geben, unterrühren und mit Salz abschmecken. 5. Falls das Gericht zu flüssig ist, kann man es mit einer rohen geriebenen Kartoffel sichtig machen. Unter langsamem Umrühren noch einmal durchkochen lassen. 6. Den Speck in kleine Würfel schneiden, ausbraten, Zwiebelringe darin rösten und über das Gericht verteilen.

Serviervorschlag: Dazu schmeckt Kartoffelpüree und Apfelkompott. Nach Geschmack können weitere geröstete Zwiebelringe serviert werden.

Rezept 3: Rheinischer Schnibbelbohneneintopf (Quelle 4)

Zutaten für 4 Portionen: - 500 g sauer eingelegte Schnibbelbohnen - 250 g festkochende Kartoffeln - 1 mittelgroße Zwiebel - 200 g durchwachsener Räucherspeck - 2–3 Mettenden - 500 ml Gemüsebrühe - ½ EL Butter - ½ EL Mehl - ca. 80 ml Sahne - 1 kleine Handvoll gehackte Petersilie - 1–2 TL getrocknetes Bohnenkraut - neutrales Öl - Salz, weißer Pfeffer, eventuell Essig

Zubereitung: 1. Die Kartoffeln schälen und in kleine Würfel schneiden. 2. Die Zwiebeln abziehen und fein würfeln. 3. Die Bohnen abspülen, um die Säure zu reduzieren. 4. Den Speck würfeln und kross anbraten, bis das Fett ausgelassen ist. 5. Die Mettenden in mundgerechte Stücke schneiden und mit dem Speck kurz anrösten. 6. Kartoffeln und Zwiebeln ebenfalls zum Speck geben und anschwitzen. 7. Die Bohnen dazu geben und alles mit der Gemüsebrühe ablöschen. 8. Majoran, Bohnenkraut und Schmand unterrühren. 9. Den Eintopf ca. 90 Minuten bei kleiner Flamme köcheln lassen. 10. Das Gemüse zwischendurch immer wieder umrühren und mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Zubereitungszeit: ca. 1 Stunde 20 Minuten

Rezept 4: Sauerkraut mit weißen Bohnen (Quelle 5)

Zutaten für 4 Portionen: - 500 g Sauerkraut - 1 Glas Bohnen (720 ml) - 750 g Kartoffeln - 2 Zwiebeln - 40 g Schweineschmalz - 2 Lorbeerblätter - 2 Gewürznelken - 2 Wacholderbeeren - 4 Würste (Mettwürstchen) - Salz und Pfeffer - ½ Liter Gemüsebrühe

Zubereitung: 1. Die Zwiebeln schälen und in kleine Würfel schneiden. Mit Schmalz in einem Topf glasig dünsten. 2. Das Sauerkraut mit den Gewürzen und den in kleine Stücke geschnittenen Mettwürstchen hinzufügen. 3. Alles mit der Gemüsebrühe ablöschen und ca. 30 Minuten köcheln lassen. 4. In der Zwischenzeit die Kartoffeln schälen, in kleine Würfel schneiden und extra kochen, um die Konsistenz zu erhalten. 5. Die Gewürze aus dem Sauerkraut fischen. 6. Die Bohnen (mit Flüssigkeit) und die Kartoffeln (ohne Flüssigkeit) zum Sauerkraut geben und noch einmal heiß werden lassen. 7. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Quelle: chefkoch.de

Vergleich der Rezepte

Die verschiedenen Rezepte teilen mehrere Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede. In allen Rezepten werden Zwiebeln und Gemüsebrühe eingesetzt, um die Grundlage für den Eintopf zu bilden. Die Bohnen werden entweder als saure Bohnen oder als Schnibbelbohnen verwendet, was auf die regionale Variabilität zurückzuführen ist.

Ein weiterer gemeinsamer Bestandteil ist der Einsatz von Speck oder Schweineschmalz, der den Eintopf fett- und aromatisch bereichert. Wurstsorten wie Mettwürstchen oder Fleischwurst sind ebenfalls in mehreren Rezepten enthalten und tragen zur deftigen Note bei.

Unterschiede ergeben sich vor allem in der Zubereitungszeit und der Komplexität der Schritte. Während ein Rezept (Quelle 1) mit einer Zubereitungszeit von 45 Minuten auskommt, benötigt ein anderes (Quelle 4) ca. 1 Stunde 20 Minuten. In einigen Fällen wird der Eintopf mit zusätzlichen Zutaten wie Sahne oder Schmand abgeschmeckt, um die Konsistenz zu verfeinern.

Historische Hintergründe

Die Herstellung von Sauerkraut und Schnibbelbohnen ist eng mit der rheinischen Industrie verbunden. Im 19. Jahrhundert entstanden mehrere Sauerkrautfabriken im Rheinland, darunter die berühmte Leuchtenberg-Fabrik in Neuss. Diese Fabriken stellten nicht nur Sauerkraut, sondern auch Schnibbelbohnen her, die in Fässern an Lebensmittelhändler geliefert wurden.

Schnibbelbohnen, auch als „milchsauer vergorene Schnibbelbohnen“ bezeichnet, sind ein regionaler Klassiker. Sie bestehen aus groben Bohnenschnipseln, die durch Milchsäuregärung haltbar gemacht wurden. Die Einlegung in saure Brühe war eine praktische Methode, um die Nahrung im Winter zu sichern, insbesondere in Zeiten, in denen frisches Gemüse nicht immer verfügbar war.

Heute ist Sauerkraut aus dem Eimer oder die Einlegung in Fässern fast vergangen. Stattdessen sind die Produkte im Supermarkt oder online erhältlich, sodass auch moderne Köche diese Gerichte ohne historische Vorbereitung zubereiten können.

Kulinarische und ernährungsphysiologische Eigenschaften

Sauerkraut und Bohnen sind nicht nur geschmacklich ergänzend, sondern auch nahrhaft. Sauerkraut ist reich an Milchsäure, Vitamin A, B, C, K und Mineralstoffen. Es ist ein wichtiger Vitamin-C-Lieferant im Winter, da frisches Gemüse in dieser Zeit oft knapp ist.

Die Bohnen hingegen sind reich an Proteinen, Ballaststoffen und weiteren Mikronährstoffen. Sie enthalten außerdem eine gute Menge an B-Vitaminen, die für die Energiegewinnung im Körper wichtig sind. In Kombination mit dem Kohl ergibt sich ein nahrhaftes Gericht, das sowohl deftig als auch gesund ist.

Tipps zur Zubereitung

  1. Vorbehandlung der Bohnen: In einigen Rezepten ist es ratsam, die Bohnen vor der Zubereitung einzuseifen oder in Wasser zu kochen. Dies hilft, unangenehme Gase zu vermeiden und die Bohnen schneller gar zu kochen.

  2. Abmessen der Säure: Bei sauren Bohnen oder Schnibbelbohnen kann die Säurekonzentration variieren. Wer den Geschmack nicht zu intensiv möchte, kann die Bohnen vor der Zubereitung gründlich abspülen.

  3. Fettquelle: Speck oder Schweineschmalz sind traditionell in der rheinischen Küche für die Zubereitung von Eintöpfen verwendet. Sie tragen zur Aromabildung und Konsistenz bei. Alternativ kann auch Butter oder Olivenöl eingesetzt werden.

  4. Abwandlungen: In einigen Rezepten wird der Eintopf mit Sahne, Schmand oder Creme fraîche abgeschmeckt. Dies verfeinert die Konsistenz und reduziert die Säure. Wer eine vegetarische Variante möchte, kann auf Wurstsorten verzichten und stattdessen Gemüse wie Karotten oder Sellerie dazugeben.

  5. Serviervorschläge: Eintöpfe werden oft mit Kartoffelpüre oder Kartoffelwürfeln serviert. Apfelkompott oder Sauerkraut mit Mettwürstchen sind weitere typische Beilagen.

Die Rolle des Eintopfes in der rheinischen Küche

Der Eintopf ist in der rheinischen Küche mehr als ein einfaches Gericht. Er ist eine kulinarische Tradition, die sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat. Die Kombination aus Sauerkraut und Bohnen oder Schnibbelbohnen ist ein Symbol für die regionalen Wurzeln und die industrielle Geschichte des Rheinlands.

In der heutigen Zeit hat sich der Eintopf als Kultklassiker etabliert. Er wird nicht nur in der Familie, sondern auch in Restaurants und bei Festen serviert. Die Verbreitung der Gerichte ist ein Zeichen dafür, dass die rheinische Küche auch im 21. Jahrhundert lebendig bleibt.

Schlussfolgerung

Sauerkraut mit Bohnen oder Schnibbelbohnen ist ein typisches Beispiel für die rheinische Küche. Die Kombination aus fermentiertem Kohl und Bohnen ergibt ein deftiges, nahrhaftes Gericht, das sowohl geschmacklich als auch historisch interessant ist. Die verschiedenen Rezepte zeigen, dass es viele Möglichkeiten gibt, den Eintopf zuzubereiten, ohne dabei den typischen Geschmack zu verlieren.

Die Zubereitung ist einfach und erfordert keine besondere Kochkunst. Mit ein paar Grundzutaten wie Zwiebeln, Speck, Gemüsebrühe und Würsten kann ein leckeres Gericht zubereitet werden, das sich gut für die kalten Monate eignet.

Obwohl sich die Herstellung von Sauerkraut und Schnibbelbohnen im industriellen Maßstab verändert hat, bleibt der Eintopf ein unverzichtbarer Bestandteil der rheinischen Gastronomie. Er ist ein Gericht, das sowohl die regionalen Wurzeln als auch die kulturelle Identität widerspiegelt.

Quellen

  1. Sauerkraut-Bohnen-Eintopf
  2. Rheinischer Schnibbelbohneneintopf
  3. Sauerkraut mit Bohnen (Kappes met Bonne)
  4. Rezept der Woche: Rheinischer Schnibbelbohneneintopf
  5. Sauerkraut mit weißen Bohnen
  6. Zubereitung von Sauerkraut mit Bohnen

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