Sauerteigbrot backen: Techniken, Rezepte und Tipps für Anfänger und Fortgeschrittene

Sauerteigbrot hat in den letzten Jahren stark an Beliebtheit gewonnen. Die natürliche Gärung des Sauerteigs verleiht dem Brot nicht nur ein unverwechselbares Aroma, sondern auch eine bessere Verdaulichkeit und ein langanhaltendes Frischhaltevermögen. Für viele Bäcker und Hobbykochschüler ist das Backen mit Sauerteig eine Art Ritus – eine Kombination aus Kreativität, Geduld und Wissenschaft. In diesem Artikel werden verschiedene Techniken, Rezepte und Tipps vorgestellt, die sowohl Anfängern als auch Fortgeschrittenen bei der Herstellung von Sauerteigbrot helfen können.


Was ist Sauerteig und warum ist er wichtig?

Sauerteig ist eine Mischung aus Mehl und Wasser, die durch natürliche Mikroorganismen (Hefen und Milchsäurebakterien) gärt. Im Gegensatz zu Hefe, die industriell hergestellt wird, entsteht Sauerteig durch die Fermentation von Mehl mit Wasser. Die Mikroorganismen im Sauerteig produzieren Gase, die den Teig aufgehen lassen, und Säuren, die dem Brot ein typisches Aroma verleihen.

Ein aktiver Sauerteig ist der Schlüssel zu einem gelungenen Sauerteigbrot. Je älter und robuster der Sauerteig ist, desto besser ist sein Triebkraft und Aromapflege. Ein eigenes Anstellgut zu züchten, wird oft empfohlen, da es individuell angepasst werden kann und bessere Backergebnisse liefert.


Anstellgut ansetzen und pflegen

Ein Anstellgut (auch Sauerteigstarter genannt) kann entweder selbst angezüchtet oder von anderen Bäckern übernommen werden. Wenn getrocknetes Anstellgut zur Verfügung steht, kann es durch Einweichen in Mehl und Wasser wiederbelebt werden. In der Regel benötigt man einen Esslöffel des trockenen Starters, der mit gleich viel Bio-Vollkornmehl und warmem Wasser gemischt wird. Der Teig sollte für einige Stunden bei Zimmertemperatur stehen, bis Blasen sichtbar werden und die Menge sich verdoppelt hat.

Ein eigenes Anstellgut zu züchten bedeutet, es regelmäßig mit Mehl und Wasser zu füttern. Dieser Prozess kann Wochen oder Monate dauern, bis der Starter stabil und triebfähig ist. Es ist ein Prozess, der viele Bäcker mit Freude und Geduld verbindet, da er eine Art Verbindung zwischen Mensch und Mikroorganismen herstellt.


Rezepte für Sauerteigbrot: Einfache und fortgeschrittene Varianten

1. Reines Dinkel-Sauerteigbrot

Ein Rezept, das sich besonders gut für Anfänger eignet, ist das Reine Dinkel-Sauerteigbrot. Es benötigt nur wenige Zutaten, ist aber dennoch aromatisch und nahrhaft.

Zutaten:

  • Sauerteig:

    • 1 EL Anstellgut
    • 60 g lauwarmes Wasser
    • 60 g Dinkelmehl Typ 630
  • Hauptteig:

    • 200 g Sauerteig
    • 350 g Dinkelmehl Typ 630

Der Sauerteig wird vor dem Hauptteig zubereitet, indem Anstellgut mit Mehl und Wasser gemischt wird. Nachdem der Sauerteig gegoren hat, wird er in den Hauptteig eingearbeitet. Der Hauptteig wird mit Mehl, Wasser und Salz zusammengestellt und nach mehreren Gärphasen geformt und gebacken.

Dieses Brot ist besonders gut für Menschen, die auf glutenarme oder alternative Getreidesorten achten. Dinkel enthält zwar Gluten, aber in einer Form, die für viele gut verträglich ist.

2. 2-stufiges Sauerteigbrot

Für Fortgeschrittene gibt es die Möglichkeit, ein 2-stufiges Sauerteigbrot zu backen. Diese Methode beinhaltet zwei Gärphasen, wodurch der Sauerteig intensiver aromatisch wird.

Technik:

  • In der ersten Stufe wird ein Vorteig mit Sauerteigstarter, Mehl und Wasser hergestellt und über Nacht gekühlt.
  • In der zweiten Stufe wird der Hauptteig mit dem Vorteig, zusätzlichem Mehl und Salz zusammengestellt und erneut gegoren.

Das 2-stufige Sauerteigbrot hat eine kräftige Kruste und eine feinporige Krume. Es ist besonders aromatisch und gut für Brotliebhaber, die einen milderen Geschmack bevorzugen. Der Sauerteig kann dabei wärmer und kürzer geführt werden, um eine mildere Note zu erzielen.

3. Sauerteigbrot ohne Formen

Ein weiteres Rezept, das in den Quellen erwähnt wird, ist das Sauerteigbrot ohne Formen. Dieses Brot ist besonders einfach in der Herstellung, da es nicht geformt oder eingeritzt werden muss. Der Teig wird einfach geformt und direkt in den Ofen gegeben. Durch die lange Reife im Kühlschrank entsteht ein luftiger Krume mit offenen Poren.

Dieses Brot ist ideal für alle, die nicht so viel Zeit oder Erfahrung mit dem Formen und Schneiden von Brot haben. Es ist auch ein gutes Beispiel dafür, dass man nicht immer auf optische Effekte achten muss – das Aroma und die Textur sind oft wichtiger.

4. Landbrot nach alter Art

Ein weiteres interessantes Rezept ist das Landbrot nach alter Art. Es ist ein Roggenmischbrot mit hohem Flüssigkeitsanteil und einem besonderen Bindemittel. Statt Brüh- oder Mehlkochstücken wird ein Roggen-Extrudatpulver verwendet, das mehr Wasser bindet und den Teig trotzdem nicht zu weich werden lässt.

Vorteile: - Erhöhter Wasseranteil ohne weiche Konsistenz - Natürliche Bindung durch Extrudatpulver - Traditionelle Backmethoden kombiniert mit modernen Techniken

Dieses Brot ist besonders aromatisch und eignet sich gut als Grundbrot für alle Mahlzeiten. Es ist ein gutes Beispiel für die Verbindung von traditioneller Bäckerei mit moderner Technologie.


Techniken und Tipps für das Backen mit Sauerteig

1. Gärphasen planen

Die Gärphasen sind entscheidend für das Ergebnis des Brotbackens. Es ist wichtig, den Teig nicht zu schnell gären zu lassen, da er sonst zu flach und trocken wird. Eine langsame Gärung im Kühlschrank ist oft besser als eine schnelle bei Zimmertemperatur.

2. Teigfalten

Eine Technik, die oft erwähnt wird, ist das Ziehen und Falten des Teigs. Dieser Prozess hilft dabei, die Gase im Teig zu verteilen und die Struktur zu stärken. Es ist wichtig, den Teig nicht zu stark zu kneten, da er sich durch die Gärung selbst entfaltet.

3. Formen und Backen

Je nach Rezept kann das Brot in einem Gärkörbchen ruhen oder direkt auf Backpapier geformt werden. Bei manchen Rezepten wird auch ein Bräter verwendet, der während des Backens mit einem Deckel verschlossen wird. Dies hilft dabei, die Kruste weicher zu halten und den Ofentrieb zu verstärken.

4. Temperatur und Zeit

Die Backtemperatur sollte zwischen 220 und 250 Grad Celsius liegen, je nachdem, ob der Ofen mit oder ohne Deckel gebacken wird. Die Backzeit hängt von der Größe des Brotes ab, aber in der Regel liegt sie zwischen 45 und 60 Minuten.

5. Abkühlung

Es ist wichtig, das Brot nach dem Backen abkühlen zu lassen, bevor man es anschneidet. Dies verhindert, dass die Krume zusammenfällt und der Geschmack verfälscht wird.


Vorteile von Sauerteigbrot

1. Bessere Verdaulichkeit

Sauerteigbrot wird oft als gesünder als Hefebrot angesehen, da die langsame Gärung die Nährstoffe besser verfügbar macht. Die Milchsäurebakterien im Sauerteig helfen dabei, Gluten und Phytate aufzubrechen, was die Verdaulichkeit verbessert.

2. Längere Haltbarkeit

Ein weiterer Vorteil von Sauerteigbrot ist die längere Haltbarkeit. Das Aroma und die Textur bleiben länger erhalten, was besonders bei Brotliebhabern beliebt ist.

3. Aromenvielfalt

Je nachdem, wie der Sauerteig geführt wird, kann das Brot unterschiedlich aromatisch werden. Ein kühler, langer Gärungsprozess erzeugt eine säurere Note, während ein warmer, kürzer Prozess eine mildere Note erzeugt.


Mögliche Herausforderungen beim Sauerteigbrotbacken

1. Ungeduld

Ein häufiges Problem beim Sauerteigbrotbacken ist die Ungeduld. Viele Bäcker erwarten, dass das Brot sofort nach dem Backen perfekt aussieht oder schmeckt. In Wirklichkeit braucht Sauerteigbrot Zeit, um sich zu entfalten. Eine Geduld von ein paar Stunden oder Tagen ist oft notwendig.

2. Ungleichmäßige Gärung

Wenn der Sauerteig nicht ausreichend aktiv ist, kann es zu einer ungleichmäßigen Gärung kommen. Dies kann dazu führen, dass das Brot flach oder trocken wird. Es ist wichtig, den Sauerteig regelmäßig zu füttern und seine Aktivität zu überwachen.

3. Übermäßige Formung

Ein weiteres Problem ist die übermäßige Formung des Teigs. Nicht alle Brotsorten benötigen eine präzise Form oder Einkerbungen. Manchmal ist es besser, den Teig einfach zu formen und ihn in Ruhe lassen.


Fazit

Sauerteigbrotbacken ist eine Kombination aus Kreativität, Geduld und Wissenschaft. Es erfordert nicht nur die richtigen Zutaten und Techniken, sondern auch ein gewisses Verständnis für die natürlichen Prozesse, die beim Backen stattfinden. Ob man nun ein einfaches Dinkelbrot backt oder ein 2-stufiges Sauerteigbrot, jeder Schritt ist eine Chance, sein Wissen und seine Fähigkeiten zu verbessern.

Die Rezepte und Techniken, die in diesem Artikel vorgestellt wurden, sind nur ein Ausblick auf die Vielfalt, die das Backen mit Sauerteig zu bieten hat. Mit ein bisschen Übung und Geduld kann jedes Brot ein Erfolg sein – egal ob es im Ofen oder im Herzen gebacken wird.


Quellen

  1. Reines Dinkel-Sauerteigbrot backen
  2. Sauerteigbrot für Anfänger
  3. Sauerteig-Brot ohne Formen
  4. Landbrot nach alter Art
  5. 2-stufiges Sauerteigbrot

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